Autoflotte: Die Europäische Kommission hat die Übernahme von LeasePlan durch ALD Automotive nach der EU-Fusionskontrollverordnung freigegeben. Zudem gehört auch der größte deutsche Abo-Anbieter, Fleetpool, zu ALD. Wie sehen die nächsten Schritte aus?
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Thomas Reiter: Wir bereiten seit geraumer Zeit die Integration von LeasePlan im rechtlich möglichen Rahmen vor. Der Austausch hierzu findet unter strikter Einhaltung der wettbewerbsrechtlichen Vorgaben statt, da wir bis zum Closing als Wettbewerber im Markt agieren. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Stärken beider Gesellschaften zusammenzuführen und damit den führenden globalen Mobilitätsanbieter aufzubauen, der sich optimal auf die sich wandelnden Anforderungen der Kunden ausrichtet. Erfreulicherweise haben wir sich gut ergänzende Schwerpunkte im Produktportfolio. Das gilt im Übrigen auch für das Produktangebot von Fleetpool.
Autoflotte: Wo liegen die Stärken der Marken?
Thomas Reiter: LeasePlan ist im Großkundenbereich sehr gut aufgestellt und bringt ausgeprägtes Nutzfahrzeug-Know-how mit. ALD hat fundierte Erfahrungen mit OEM-Partnerschaften und verfügt über ein breiteres Produktangebot wie z. B. Privatleasing. So profitieren beide Seiten von der beabsichtigten Zusammenführung und ergänzen sich perfekt. Eine ideale Ausgangslage für die Zusammenarbeit mit bestehenden und neuen Kunden.
Autoflotte: Wie viele Mitarbeiter kümmern sich dann um die Kunden?
Thomas Reiter: Zusammen werden wir in Deutschland mehr als 1.000 Spezialisten sein, die sich für unsere Kunden und Partner sowie die angestrebten Wachstumsziele engagieren werden.
Autoflotte: Die wie viele Fahrzeuge betreuen?
Thomas Reiter: Wir werden hier von etwa 340.000 Fahrzeugen in Deutschland sprechen. ALD ist hierzulande bereits eine führende Non-Captive-Leasinggesellschaft. Unser gemeinsames Ziel besteht darin, diesen Vorsprung mit neuen Produkten und Services sowie der Gewinnung von neuen Kundengruppen weiter auszubauen.
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Autoflotte: Wie hat sich die Haltedauer der Autos auf-grund der Lieferprobleme verlängert?
Thomas Reiter: Hier haben wir in der Tat ein vielschichtiges Thema, das uns alle bewegt. Aufgrund der Erfahrungen sensibilisieren wir unsere Kunden viel stärker bezüglich der Lieferzeiten und bieten Übergangslösungen in Form von Vertragsverlängerungen und flexiblen Mietprodukten wie unser ALD Flex an. Pauschal könnte man sagen, dass sich die Haltedauer bei den Leasingfahrzeugen um sechs Monate verlängert hat; dies steht natürlich immer in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des Folgefahrzeugs. Insbesondere für die zweite Jahreshälfte 2023 hoffen wir auf eine etwas bessere Planbarkeit bei den Lieferzeiten.
Autoflotte: Wird der Leasingmarkt weiterwachsen?
Thomas Reiter: Leasing als Finanzierungform findet nicht nur bei Flottenkunden großen Anklang, sondern zunehmend auch bei Privatkunden und klein-/mittelständischen Unternehmen. Der Kunde kann bedarfsorientiert die Laufzeit und Laufleistung sowie die Services definieren, und er kann das Restwert- und Betreiberrisiko an den Leasinggeber auslagern. Auch die Übernahme von LeasePlan zeigt deutlich, wie wir die Entwicklung und das Potenzial im Markt einschätzen.
Autoflotte: Und welche Rolle spielt das Auto-Abo fortan in dem Verbund?
Thomas Reiter: Das Auto-Abo ergänzt unser Mobilitätsangebot bei Privat- und Gewerbekunden sehr gut. Wir wollen unseren Kunden die Produkte anbieten, die sie nachfragen und die zu ihrem Bedarf passen. Die Vorteile für den Kunden liegen in der Flexibilität und kurzfristigen Verfügbarkeit. Letzteres erreichen wir insbesondere über ALD Flex mit jungen Gebrauchtwagen.
Autoflotte: Wie soll in Zukunft die Kompetenz von Fleetpool idealerweise bei ALD wirken?
Thomas Reiter: Das Auto-Abo von Fleetpool trifft den Zeitgeist und das Unternehmen erreicht mit seinen Produkten unterschiedliche Kundengruppen. Kernaussagen von Fleetpool wie „Ganz flexibel“, „All inclusive“ oder „Einfach & digital“ decken sich mit unserer Ausrichtung als Mobilitätsdienstleister. Wir sehen beispielsweise in den Bereichen E-Commerce, Disposition und Logistik Raum für gemeinsame Weiterentwicklungen.
Fleetpool agiert natürlich als unabhängige Tochterfirma der ALD eigenständig im Markt, was uns jedoch von einem Best-Practice-Sharing zum Vorteil unserer Kunden nicht abhalten soll.
Autoflotte: Kürzlich wurde die ALD-Homepage ald-online.de renoviert. Was ist das Besondere der neuen Plattform?
Thomas Reiter: Eine Stärke der ALD sind digitale Angebote für Privat- und Gewerbekunden. Seit Jahren bieten wir im Rahmen von Vertriebs-Kooperationen mit namhaften Herstellern auch die Möglichkeit, Leasingverträge über digitale Antragstrecken komplett online abzuwickeln. Diesen Service bieten wir mit einem wachsenden Angebot nun auch unter der eigenen Marke ALD Automotive an.
Der Kunde wählt mittels einfacher Menüführung das für ihn passende Angebot aus diversen Modellen und Antriebsarten, Laufzeiten und Laufleistungen sowie optionalen Zusatzservices und schließt den Leasingvertrag bequem über ein bewährtes Ident- und eSigning-Verfahren von zu Hause bzw. aus dem Office ab.
Autoflotte: Die Preise im Leasingmarkt haben sich teilweise verdoppelt. Ab wann werden die Autos wieder günstiger?
Thomas Reiter: Die Mobilitätskosten sind aufgrund der bekannten Faktoren wie etwa dem UPE-Anstieg, der Zinsentwicklung oder der Energiepreisentwicklung stark angestiegen. Dem gegenüber steht jedoch auch eine rückläufige Nachfrage auf der Kundenseite. Wenn seitens der Hersteller die Fahrzeugverfügbarkeit sich zunehmend verbessert, erwarten wir schon, dass der Absatz wieder stimuliert werden wird. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass wir auf das alte „Rabattniveau“ zurückkommen werden.
Autoflotte: ALD übernimmt exklusiv das Leasinggeschäft der neuen Smart-Generation. #1 (Hashtag One) heißt das erste Modell, das nun in China produziert wird. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Thomas Reiter: Wir mussten uns und unsere Kompetenz über eine internationale Ausschreibung unter Beweis stellen. Sicherlich waren unsere digitale Affinität sowie langjährige Erfahrung und Kompetenz von Vorteil. So haben wir z. B. bei der Kooperation mit dem Premiumhersteller Polestar und diversen Online-Kampagnen bewiesen, dass wir das Geschäft verstehen und die digitalen Vertriebswege beherrschen. Mit smart als Volumenhersteller erreichen wir eine weitere Entwicklungsstufe. Wir freuen uns daher sehr über einen erfolgreichen Start.
Autoflotte: Das bedeutet aber auch, dass der Smart-Kunde beim Abschluss seines Leasingvertrags automatisch bei ALD Automotive landet – im optischen Erscheinungsbild von Smart?
Thomas Reiter: Wir treten im gemeinsamen Brand „smart mobility lease“ auf. Dieses Branding zieht sich durch die Customer Journey vom digitalen Vertragsabschluss bis zur gesamten Kundenkommunikation während des Life-Cycle des Leasingfahrzeugs hin.
Autoflotte: Smart zielt mit diesem neuen Verkaufsmodell, in dem es keine klassischen Verkäufer im Handel mehr gibt, auf eine Null-Rabatt-Strategie. Was bedeutet das beim #1, der mindestens 34.866 Euro netto kostet – bei welchem Leasingpreis startet der Smart #1?
Thomas Reiter: Wir bieten ihn ab 332 Euro monatlich im Leasing an. Es besteht die Möglichkeit, einen Leasingvertrag zwischen 24 und 48 Monaten Laufzeit und mit bis zu 40.000 Kilometern Laufleistung pro Jahr abzuschließen. Selbstverständlich kann der Kunde Sonderzahlungen leisten und seinen gewünschten Serviceumfang wählen. Wir bieten im Übrigen ein hochattraktives Versicherungsangebot über die Allianz an. Der Clou dabei ist, dass die Versicherungsprämie über die entsprechende Leasinglaufzeit festgeschrieben ist.
Autoflotte: Herr Reiter, wir danken herzlich für das interessante Gespräch.