Von Holger Holzer
Wer etwas über die technische Qualität eines Autos wissen will, sollte möglichst viele Quellen zu Rate ziehen. Neben Internetforen, Langzeit-Testberichten und HU-Rankings sind auch die Pannenstatistik der Automobilclubs ein wichtiges Puzzle-Stück im Gesamtbild. Der ADAC hat nun seine Havarie-Einsätze aus dem vergangenen Jahr ausgewertet und die zuverlässigsten Modelle genannt. Eine Übersicht.
Der Automobilclub hat in seiner Statistik rund 3,8 Millionen Pannen von 113 Pkw-Modellreihen von 25 Marken ausgewertet. Als "top" bewertetet der Club die Modelle, die in allen Baujahren bei den Pannenzahlen zu den besten 40 Prozent ihrer Klasse zählen. "Flop" sind Autos, die in einem Baujahr zu den schlechtesten fünf Prozent gehören. Insgesamt 18 Modelle qualifizierten sich für die Negativ-Einschätzung, 37 landeten in der besten Kategorie.
Bei den Kleinstwagen schnitt der Toyota Aygo am besten ab – selbst unter den zehn Jahre alte Autos benötigten nur knapp neun von 1.000 zugelassenen Fahrzeugen Hilfe von einem Gelben Engel. Notorische Schwächen fielen nicht auf. Ebenfalls pannensicher zeigt sich der bereits recht betagte VW Fox mit eine Pannenkennziffer von 22 Havarien pro 1.000 Zulassungen. Steuerkette und Zündspule zählen zu den Schwachstellen. Am unteren Ende des Ausfall-Rankings finden sich Smart Fortwo und Smart Forfour der Baujahres 2015 und 2016 sowie der Fiat 500 (2014 – 2015).
Eine große Auswahl zuverlässiger Modelle gibt es eine Klasse höher. Elf Kleinwagen schneiden besonders gut ab, darunter teurere Exemplare wie Audi A1 und Mini, aber auch günstige Modelle wie Fiat Punto, Citroen C3 und Mitsubishi Space Star. Auch kleine SUV wie Peugeot 2008, Renault Captur, Mazda CX-3 und Suzuki Vitara benötigten selten Hilfe. Zu den zuverlässigen Modellen zählten außerdem Honda Jazz und Toyota Yaris. In der Liste der häufigsten Pannengründe fallen bei vielen Modellen Probleme mit der Zündung auf. Die kennt man auch vom Hyundai i20, der in den Baujahren 2011 bis 2014 zu den Flop-Modellen der Pannenstatistik zählt. Bis zu 47 Mal pro 1.000 Zulassungen mussten die Gelben Engel ausrücken (Baujahr 2013). Kaum besser zeigt sich der Opel Meriva von 2017 in Form, der sich die rote Laterne mit dem Koreaner teilt.
ADAC Pannenstatistik 2020
BildergalerieIn der Kompaktklasse ist die Auswahl an Pannen-resistenten Autos ebenfalls groß. Vor allem Modelle deutscher Hersteller finden sich zahlreich, darunter besonders die Premium-Mobile von Audi (A3, Q3), BMW (1er, 2er, X1) und Mercedes (CLA, GLA, A- und B-Klasse). Dazu gesellen sich der VW Beetle und der mit Golf- und Polo-Technik ausstaffierte Skoda Rapid. Als einzige echte Importmodelle platzieren sich der Mitsubishi ASX und der Hyundai Tucson unter den Top-Modellen. Ähnlich lang wie das Ranking der Zuverlässigen ist die Liste der Flops, die unter anderem Besteller wie Nissan Qashqai (2016 und 2017), Peugeot 308 (2010 – 2012) und Kia Ceed (2011 – 2013) führt. Mit Ford Kuga (2012) und C-Max (2010) finden sich auch zwei deutsche Modelle unter den anfälligsten Kompaktautos. Hyundai i30 (2010), Kia Sportage (2011), Renault Kangoo (2015 – 2017) und Renault Scénic (2014 – 2015) komplettieren die Liste.
In der Mittelklasse herrscht bei den Top-Modellen eine klare deutsche Dominanz. Audi (A4, A5, Q5) und BMW (3er, 4er, X3) platzieren nahezu ihr komplettes Segments-Angebot an der Spitze des Feldes. Mercedes ist nur mit dem SUV GLC und dessen Vorgänger GLK vertreten, schafft es aber mit der C-Klasse nicht aufs Treppchen. Abgeschlagen am unteren Ende der Liste landet mit dem Opel Insignia (2015 – 2016) ein klassischer Dienstwagen mit hoher Fahrleistung. Flankiert wird er von den drei großen Vans Seat Alhambra (2013, 2014, 2017), VW Sharan (2013, 2014, 2017) und Ford S-Max (2010, 2016, 2017), die vor allem in älteren Baujahren gerne von Familien gefahren werden, wo das Geld für Wartung und Reparaturen nicht immer ganz so locker sitzt.
In der kleinen wie elitären Oberklasse bleiben die deutschen Premiumhersteller unter sich. Mit einer Top-Bilanz wartet das Trio Audi A6, BMW 5er und Mercedes GLE auf. Doch auch in diesem Segment schafft es die Stuttgarter Limousine nicht in die Spitzengruppe. Vielmehr landet sie auf der Flop-Seite: Die Mercedes E-Klasse (2010, 2011) fällt immer wieder mit Batterie-, Zündschloss- und Lenkproblemen auf. Im Vergleich mit den beiden bayerischen Konkurrenten dürfte der Mercedes aber auch statistisch besonderem Stress ausgesetzt sein, nicht zuletzt durch den häufigen Taxi-Einsatz.
Generell erlaubt das Ranking keine absoluten Qualitätsurteile. Zu den wichtigsten verzerrenden Faktoren zählt der Umstand, dass einige Hersteller eigene Pannendienste unterhalten. Häufig im Rahmen einer Mobilitätsgarantie, die für die ersten Neuwagenjahre gilt. Ihre Fahrzeuge sind dann in der ADAC-Statistik nicht aufgeführt. Außerdem dürften hochpreisige Modelle in der Regel statistisch besser abschneiden als günstige, weil ihre Halter mehr in Pflege und Wartung investieren können oder wollen. Zusätzlich parken solche Autos häufiger in Garagen, was sie unter anderem weniger empfindlich gegenüber kältebedingten Batterieausfällen macht – einen der Hauptgründe für einen ADAC-Einsatz. Ein gut von seinem Besitzer in Schuss gehaltenes Billigauto kann daher im Einzelfall durchaus genau so zuverlässig sein wie das Modell einer teuren Marke. Wer einen Autokauf plant, sollte sich daher nicht allein auf eine Pannenstatistik verlassen, sondern auch andere Quellen hinzuziehen.