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Fahrbericht Renault Koleos II: Am Puls der Zeit

08.06.2017 11:05 Uhr
Renault Koleos 2017
Mit seinem Vorgänger hat der neue Renault Koleos nicht mehr viel gemein.
© Foto: Renault

Mit dem Koleos der zweiten Generation könnte es Renault gelingen, sein SUV aus dem Mauerblümchen-Dasein zu führen. Denn beim Design des Allrounders haben die Franzosen wirklich alles gegeben.

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Von Patrick Broich/SP-X

Es könnte an der Optik gelegen haben, dass der erste Renault Koleos an den meisten Autofahrern vorbeigegangen ist – häufig gesehen hat man ihn hierzulande nämlich nicht. Die zweite Generation (ab 25.966 Euro netto) hat das Zeug, diesen Umstand zu ändern. So verpassten die Designer der Front das ausdrucksstarke Markengesicht, das nicht nur ästhetisch ist, sondern auch einen Hauch Futurismus ausstrahlt. Und das Heck mutet zwar tagsüber eher schlicht an, entfaltet dafür aber nachts umso mehr Wirkung und besticht mit einem prägnanten Lichtdesign. Ob die stilisierten Auspuff-Endrohre sein müssen, bleibt zu diskutieren – auch die angesichts des gelungenen Gesamtergebnisses etwas billig wirkenden Türgriffe sollten sich die Gestalter unbedingt vornehmen bei der nächsten Modellpflege. Aber dann versöhnen die Schriftzüge wieder: Das "Koleos" auf dem Heckdeckel in den großen Lettern wirkt hochwertig und am Puls der Zeit – eine gute Nachricht für Interessenten mit einem Faible für Modisches.

Unsere erste Ausfahrt erfolgt mit dem 130 kW / 177 PS starken, aber dennoch genügsamen Diesel (der NEFZ-Verbrauch liegt bei knapp unter sechs Litern/100 km), der seine Kraft an ein stufenloses Automatikgetriebe gibt. Überhaupt stehen ausschließlich Selbstzünder in der deutschen Preisliste, da ist derzeit auch nichts anders zu erwarten, wie Chefingenieur Jean-Francois Vial erklärt – aber an der mit 44.500 Euro recht anspruchsvoll eingepreisten "Initiale Paris"-Version kommt man sehr wohl vorbei. Ob man das nach der Probefahrt noch will, ist die andere Frage, denn das hier gebotene Leder auf dem Armaturenbrett wirkt nobel und kann sich sehen lassen. Schicke Dekorleisten, die einfach nur auf den Namen "Initiale Paris" getauft sind, muten hübsch an – das Material ist auf den ersten Blick zwar nicht auszumachen, es liegt irgendwo zwischen Kupfer und Bronze, schmeichelt dem Auge aber. Den "Initiale Paris"-Schriftzug liest man im Innenraum häufig, er ist in die bequemen Ledersitze eingenäht und steht auf den Einstiegsleisten. Das Gestühl ist übrigens nicht nur beheizt, sondern auch belüftbar (vorn), hier wähnt man sich schon ein wenig oberklassig. Es scheint auch, als habe man viel dafür investiert, dass das Interieur nicht nur wertig wirkt, sondern sich auch so anfühlt. Selbst auf schlechten Straßen hört man nichts arbeiten oder knarzen.

Damit keine Missverständnisse entstehen – ein Zauberauto ist der Koleos natürlich auch nicht und könnte für die Komfortbewusste eine Spur geschmeidiger auf kurzwellige Verwerfungen anspringen. Das mag allerdings weniger am Fahrwerk als an den mächtigen 19-Zöllern liegen, die der Initiale Paris serienmäßig mitbringt. Und da die meisten Kunden wohl lieber große Räder mögen als das letzte Quäntchen Federungskomfort, geht die Abstimmung zumindest aus Marketingsicht in Ordnung. Was die Käufer im mittleren SUV-Segment jedenfalls definitiv auch mögen ist Platz – und den bietet der Koleos. Da muss man die 1,90 Meter Körperlänge schon überschreiten, um die Extremitäten nicht mehr freizügig sortieren zu können. Die im Fond ansehnliche Beinfreiheit zahlt der Kunde mit dem Preis, keine dritte Sitzreihe ordern zu können – klare Ansage, da weiß man, was Sache ist. Für Gepäck bietet er nach umgeklappten Lehnen über 1.700 Liter. Leise ist der Renault auch dank Akustikverglasung – die beim Initiale Paris mal wieder frei Haus geliefert wird.

Leichtfüßiges Vorankommen

Beim fahrdynamischen Kapitel ist die Welt in Ordnung. Schon die erste Tuchfühlung mit dem Lenkrad ist eine angenehme Sache. Darüber hinaus gewinnt man den Eindruck, dass der Franzose den Drehbewegungen in gehorsamer Weise folgt. Dabei arbeitet die elektrische Unterstützung akkurat, mit einem hinreichenden Maß an Rückmeldung und sorgt dafür, dass der Allrounder leichtfüßig voranmarschiert. Dieser Eindruck verfestigt sich natürlich, wenn der kräftige 380 Nm-Selbstzünder unter der Haube werkelt. Ein moderater Gasfuß kommt der stufenlosen Automatik entgegen – bei niedriger Drehzahl mit hohem Drehmoment und relativ langer Übersetzung beschleunigen vermittelt ein Gefühl von Souveränität, das der variable Allradantrieb unterstützt. Bei Vollgas hingegen kann sich die CVT-Lösung den Gummiband-Effekt kaum verkneifen, bei dem die Drehzahl am oberen Ende verharrt, während das Auto beschleunigt.

Assistenten und Infotainment sind reichhaltig, aber nicht komplett – zumindest bremst der Koleos autonom, bietet aber leider noch keine aktive Lenkung oder einen intelligenten Tempomat. Dafür bekommen Elektronikfans ein Kombiinstrument mit einem TFT-Feld für verschiedenartig darstellbare Tacholayouts, ein bisschen Spielerei muss eben sein. Darüber hinaus bietet die geräumige Fahrgastzelle zahlreiche USB-Anschlüsse für die smartphonehungrige Generation, eine Einparkautomatik und eine elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung.

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