Von Wolfgang Schäffer
Dieser Porsche Speedster hat eine lange Vorlaufzeit. Schon 2013 gab es die Idee, den offenen Porsche auf GT-Basis mit einem extrem flachen Heck zu produzieren. "Die ersten Designskizzen waren letztlich der Türöffner dafür, dass wir das Projekt 911 Speedster für die Baureihe 991 umsetzten konnten", sagt Jörg Jünger, Projektleiter für GT-Straßenfahrzeuge der Zuffenhausener Sportwagenschmiede.
Herausgekommen ist ein Auto, das nach den Worten Jüngers die Porsche-Markenwerte auf den Punkt bringt. "Der Speedster vereinigt Purismus, Athletik, Leichtbau, ungefilterten Fahrspaß und ein hohes Maß an Exklusivität." Letzteres beruht nicht nur auf dem Netto-Preis von knapp 230.000 Euro. Die Produktion ist auf exakt 1.948 Exemplare begrenzt, die vermutlich längst alle bestellt worden sind. Die Limitierung leitet sich ab aus der Jahreszahl 1948. Damals feierte mit dem 356 Nr. 1 Roadster der Urahn aller Porsche Sportwagen seine Premiere. Sechs Jahre später folgt der erste echte Speedster mit einer Leistung von 110 PS und maximal 200 Kilometer pro Stunde schnell. Anfangs war der Zweisitzer lediglich in den USA zu haben. Der Preis: 2.999 Dollar.
Der Grundgedanke des damaligen Autos soll mit dem Speedster Baujahr 2019 fortgeführt werden. Dafür steht zum einen die Optik und hier der gegenüber dem Vorgängermodell aus dem Jahr 2010 wesentlich flacher geformte Heckdeckel. Das mächtig große Bauteil ist aus Carbon gefertigt und wiegt lediglich zehn Kilogramm. Auffällig die so genannten Double-Bubble-Streamliner. Die beiden Hutzen ziehen sich von den Kopfstützen bis zum Heck. Unter dem Deckel liegt die mit wenigen Handgriffen zu öffnende oder zu schließende Dachkonstruktion mit alltagstauglichem Stoffverdeck. Die Frontscheibe ist fünf Zentimeter niedriger als bei den GT-Modellen der mit dem Speedster endgültig auslaufenden 991-Baureihe. Wie der Heckdeckel sind auch Fronthaube und Kotflügel aus Carbon gefertigt. Während hier beim 991 R geräubert wurde, stammen die Frontschürze vom 911 GT3, der ausfahrbare Heckspoiler vom GT3 Touring.
Innen zeigt sich der Speedster zwar mit schwarzen Lederelementen und Sichtcarbon-Vollschalensitzen, strahlt ansonsten aber Purismus in Reinkultur aus. In der Mittelkonsole ist lediglich ein Ablagefach vorgesehen. Ohne Mehrkosten bietet Porsche jedoch das Communication Management samt Online-Navigation, Sprachbedienung und Smartphone-Vorbereitung, das Connect Plus Modul sowie das 150 Watt starke Sound-Package-Plus System mit acht Lautsprechern und Verstärker an.
Porsche 911 Speedster
BildergalerieDamit steigt das Leergewicht von 1.465 Kilogramm ein wenig und das Leistungsgewicht von 2,87 Kilogramm pro PS dürfte eine Winzigkeit schlechter ausfallen. Doch der Performance des aus dem GT3 bekannten Vierliter-Sechszylinders tut das keinen Abbruch. Die 510 PS des Saugmotors – zehn mehr als im GT3 - liegen bei einer Drehzahl von 8.400 Umdrehungen pro Minute an. Maximal sind 9.000 Touren möglich. Das höchste Drehmoment von 470 Newtonmetern steht bei 6.250 Umdrehungen zur Verfügung. Übertragen wird die Kraft über ein knackig abgestimmtes manuelles Sechsgang-Getriebe mit sehr kurzen Schaltwegen. Daraus resultiert eine Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in vier Sekunden. In der Spitze sind 310 Kilometer pro Stunde machbar.
Der im Vergleich zum GT3 um 50 auf 250 bar erhöhte Einspritzdruck verbessert das Ansprechverhalten des Triebwerks spürbar. Unfassbar, mit welcher Wucht es schon beim leisen Druck aufs Gaspedal vorwärts geht. Diese Dynamik hält der Sauger in allen Tempobereichen bei. Selbst weit jenseits der Marke 200 wird der Magen beim heftigen Beschleunigen noch gegen die Wirbelsäule gedrückt. Dabei spielt das Triebwerk perfekt auch ohne das Öffnen der Drosselklappen per Knopfdruck die gesamte Klaviatur eines Saugers. Es röhrt, es faucht, es brummelt – je nachdem, welche Tonart der Gasfuß wählt.
Anders als der GT3 hat der Speedster zwei Partikelfilter, erfüllt so die Norm Euro 6d-temp. Die Abgasanlage mit klassischem Doppelendrohr wiegt übrigens trotz der beiden Filter zehn Kilogramm weniger als im GT3. Eine Gewichtsreduzierung, die sich positiv auf die Balance zwischen Vorder- und Hinterachse auswirkt.
Zutaten des GT3 garantieren Fahrspaß
Das Fahrwerk basiert auf der Technik des GT3, ist mit mechanischer Quersperre hinten, Hinterachslenkung und dynamischen Motorlagern komplett auf Sport ausgelegt. Dabei haben die Techniker sämtliche Regelsysteme wie variable Momentenverteilung oder aktives Dämpfersystem samt Tieferlegung um 2,5 Zentimeter auf den Zweisitzer angepasst. Der lässt sich auch dank der überaus exakt reagierenden Lenkung selbst bei richtig flotter Fahrt extrem spurtreu auf den 20-Zoll-Alurädern um die Ecken bewegen. Fahrspaß pur. Für entsprechende Verzögerungswerte sorgen serienmäßig gelochte und innenbelüftete Keramik-Bremsen.
Optional bietet Porsche für den Speedster ein Heritage-Design-Paket an. Dabei werden historische Elemente aus den 1950er und 60er Jahren aufgegriffen – etwa die klassische Bi-Color-Lederausstattung des Interieurs, das mit zahlreichen Elementen in Cognac optische Akzente setzt. Nostalgische Erinnerungen weckt dann auch die spezielle Außenlackierung. Sie kombiniert das klassische GT-Silbermetallic mit einem partiell in Weiß abgesetzten Vorderwagen im sogenannten "Spears"-Look, welcher sich über die Kotflügel bis zu den A-Säulen fortsetzt.
Auch die weißen Motorsport-Grafiken im Heritage-Design auf den Türen und der Fronthaube verleihen dem 911 Speedster einen besonderen Charakter. Sie erinnern an historische 356 Speedster, die ihre Besitzer seinerzeit bei Porsche Club-Rennen gefahren haben. Die in der Grafik abgebildeten, maximal zweistelligen Startnummern können frei gewählt werden. 21.634 Euro ruft der Sportwagenhersteller dafür auf. Und wer sich dazu noch mit einem passenden Chronografen schmücken will, muss weitere 9.950 Euro einplanen. Porsche Design Timepieces legt 1.948 Exemplare entweder als "911 Speedster" oder "911 Speedster Heritage Design" auf. Pro Auto ist jeweils nur eine Uhr bestellbar.