Von Michael Lennartz/SP-X
Aller guten Dinge sind drei. Ob dies auch auf das kompakte SUV-Trio von Opel zutrifft, wird die Zukunft zeigen. Wenn der funkelnagelneue Grandland X zu Preisen ab 19.915 Euro netto ab 21. Oktober die Modellpalette der Rüsselsheimer erweitert, komplettiert er die Markenkollegen Mokka X und Crossland X jedenfalls zu einer Dreierbrande, wie es sie aktuell im Wettbewerbsumfeld kein zweites Mal gibt.
Die drei Sport Utility Vehicles liegen von den Abmessungen her so dicht beisammen, dass die Gefahr der Kannibalisierung bestehen könnte. Zumal sie auch vom Format her auf derselben Linie fahren, Coupé-Varianten etwa kein Thema waren. Gibt es da eine scharf abgegrenzte Differenzierung?
Der Grandland X, der bei der Rüsselsheimer Produkt-Offensive "7 in 17" das Neuheiten-Highlight in der zweiten Jahreshälfte markiert, ist mit 4,48 Metern Länge der Obermacker in dem Terzett und bewegt sich, 27 Zentimeter länger als der Crossland und 20 Zentimeter länger als der Mokka, ziemlich genau auf dem Niveau des Klassenprimus VW Tiguan. Er präsentiert sich mit seinem freundlich dreinblickenden Gesicht, dem unverkennbaren Kühlergrill und dem gesamten Karosserie-Design als typischer Opel. Vielleicht nicht ganz so spacig wie der Crossland, aber auch längst nicht so konservativ wie der Mokka.
Der Wunsch nach einer Zweifarblackierung lässt sich beispielsweise nur erfüllen, wenn Schwarz als einzige Alternative für ein Dach in Wagenfarbe gewählt wird. Andererseits ist ein optionales Panoramadach, das für einen sehr lichten Innenraum sorgt, ebenfalls ein attraktives Angebot. Den Fahrgastraum konnte Opel auch weitgehend nach eigenem Gusto gestalten. Auf Anhieb vertraut wirken die analogen Instrumenten und dem großen, bis zu acht Zoll großen Touchscreen, über den sich auch eingebundene Smartphone bedienen lassen. Für die in Mode kommenden digitalen Cockpits heißt es hier allerdings: Fehlanzeige. Eigenständigkeit erhalten sich die Hessen dafür auch mit Ausstattungsdetails wie dem markeneigenen Online-Callcenter "OnStar".
Opel Grandland X
BildergalerieViel Peugeot unterm Blech
So selbstverständlich ist das nicht. Schließlich ist der Grandland X nach dem kleinen Crossland-Brüderchen das zweite Produkt aus der Zusammenarbeit mit Peugeot, die schon vor Jahren beschlossen wurde. Lange bevor man mittlerweile unter dem gemeinsamen PSA-Konzerndach vereint ist. Und das neueste SUV der Rüsselsheimer mag äußerlich auch noch so sehr die Opel-Gene zur Schau stellen, unterm Blech steckt doch viel Peugeot. Sehr viel sogar. Dass der Grandland X das erste Blitz-Modell ist, das sogar im französischen Peugeot-Werk Sochaux mit dem Konzernbruder 3008 vom gleichen Band läuft, passt da ins Bild.
Wie schon beim Crossland X mit seinem gallischen Pendant Peugeot 2008 praktiziert, wird auch der Grandland X ausschließlich von PSA-Motoren angetrieben. Vorerst wahlweise nur mit einem 96 kW / 130 PS starken Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,2 Litern Hubraum oder einem 1,6-Liter-Turbodiesel und 88 kW / 120 PS. Auf ersten Testfahrten rund um Frankfurt hinterließen beide Triebwerke einen recht munteren Eindruck.
Dass sie leistungsmäßig sehr eng beieinander liegen, macht sich in einer nahezu identischen Höchstgeschwindigkeit (188 und 189 km/h) bemerkbar. Der drehmomentstärkere Diesel zieht allerdings spürbar kräftiger aus dem Drehzahlkeller an, während der Dreizylinder-Turbo des Benziners schon mit etwas höheren Touren bei Laune gehalten werden muss. Einen Verbrauchsvorteil von rund 20 Prozent kann der Diesel für sich in Anspruch nehmen, wenn auch die Normwerte von 5,4 (Benziner) und 4,3 Litern (Diesel) in der Praxis höher ausfallen.
Zwar ist bei der Otto-Variante das knurrige Dreierpack, speziell beim Beschleunigen, ebenso unüberhörbar wie der allzeit präsente, kernige Sound des Diesels, jedoch nie in aufdringlicher Art und Weise. Im Gegenteil, Abrollkomfort und Geräuschdämmung verdienen eine gute Note. Ebenso die komfortbetonte Federung. Als weitere Motorisierungen sollen demnächst ein großer, 180 PS starker Diesel mit einer Achtgang-Automatik und ein Benziner-Aggregat als neue Einstiegsversion unter 120 PS folgen. Beide ebenfalls aus dem PSA-Regal.
Auch als Plug-in
Die Übernahme der französischen Antriebstechnik hat aber noch weitere Vorzüge. So konnte Opel-Chef Michael Lohscheller gerade erst auf der IAA in Frankfurt verkünden, dass der Grandland X als erstes Modell der Rüsselsheimer demnächst auch als Plug-in-Hybrid erhältlich sein wird. Künftiger Peugeot-Technik sei Dank. Zeitlich wollen sich die Opelaner allerdings noch nicht festlegen. Vor 2019 dürfte aber wohl kaum damit zu rechnen sein.
Und auch wenn es noch keine technischen Detail für die Stecker-Variante des Grandland X gibt, bietet die elektrifizierte Version doch zudem die Gelegenheit zu einem "verkappten Allradantrieb", da die E-Motoren des ausschließlich mit Frontantrieb angebotenen Grandlands die Hinterachse antreiben werden. Aktuell lässt sich das Opel-SUV optional nur mit der elektronische Allrad-Simulation namens Intelli-Grip ausstatten.
Die Marketing-Leute von Opel rücken zwar die "modernen, athletischen Linien und den coolen Offroad-Look" in den Fokus, dabei überzeugt der Tiguan-Herausforderer durchaus auch mit rationalen Argumenten. Ein großer Radstand (2,68 Meter) ermöglicht nämlich bemerkenswerte Platzverhältnisse auch im Fond. Selbst drei Erwachsene reisen da noch kommod nebeneinander, ohne über mangelnde Kopf- und Beinfreiheit zu klagen. Und das Kofferraumvolumen von 514 bis 1.652 Liter bereitet aktiven Freizeitsportlern ebenso viel Freude wie dem Familienclan. Der Opel Grandland X grenzt sich letztlich doch ganz gut von seinen beiden SUV-Kollegen aus dem eigenen Stall ab. Und solange der Boom der Hochbeiner mit unverminderter Heftigkeit anhält, nimmt der Markt ohnehin noch alle Neulinge auf.