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Fahrbericht Maserati Ghibli: Neue Technik, alte Tugenden

13.10.2016 09:31 Uhr
Fahrbericht Maserati Ghibli: Neue Technik, alte Tugenden
Maserati spendiert dem Ghibli eine Auffrischungskur, die sich vor allem dem Innenraum widmet. Außerdem gibt es jetzt auch zeitgemäße Assistenzsysteme.
© Foto: Maserati Deutschland

Gerade mal drei Jahre jung und schon ein Bestseller. Der Ghibli ist in Deutschland der meistverkaufte Maserati. Jetzt rüstet die feine Fiat-Tochter nach und spendiert der Sportlimousine eine Auffrischungskur.

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Von Peter Maahn/SP-X

Es gibt viele sicher gut bezahlte Berufe rund ums Auto. Wie den des Sounddesigners zum Beispiel. Menschen, die mit feinen Ohren und einer Fülle von Messinstrumenten eine Akustik basteln, die dann den Innenraum beschallt. Dabei geht es nicht um Musik, sondern um Illusion. Mit Hilfe eines speziellen Abgassystems werden Laute erzeugt, die den Insassen einen Sound vortäuschen, den es eigentlich nicht geben dürfte. Erlebbar ist das Töne-Puzzle auf dem Fahrersitz des neuen Maserati Ghibli, dessen an sich recht sanfter Drei-Liter-Diesel (ab 55.462 Euro netto) beim Druck auf die Sporttaste wie ein kerniger Achtzylinder-Benziner anmutet. Auf den ersten Testfahrten bestand die Modellpflege des Ghibli den "Tunnelwand-Test" mit Bravour. Denn nirgendwo kann man dem virtuellen Konzert so nachhaltig lauschen wie beim Gasgeben in den Gesteinsröhren oberhalb von Monaco.

So also kann ein sportlicher Diesel klingen. Maserati und Diesel? Was Jahrzehnte lang undenkbar schien, wurde mit dem Ghibli zur Realität. Eine Sportwagen-Ikone schickt ihre Fans an die Dieselsäule – inzwischen auch beim großen Quattroporte und beim neuen SUV Levante. Gut 75 Prozent der Ghibli-Käufer nahmen das Angebot dankend an und bestellten fleißig. Insgesamt hatten rund zwei Drittel aller bei uns verkauften Modelle mit Neptuns Dreizack den Schriftzug Ghibli am Heck. Diese Vormachtstellung wird der Schönling jedoch verlieren, wenn künftig die zahlreichen Bestellungen für das SUV Levante in echte Autos umgewandelt werden.

Trotzdem kümmern sich die Ingenieure weiter um den mit 4,91 Metern Länge kleinsten Maserati. Denn der hatte gegenüber seinen deutschen Rivalen wie die Mercedes E-Klasse oder der BMW 5er ein arges Defizit, musste bei der Frage nach all den modernen Assistenzsystemen passen. Chefingenieur Roberto Corradi räumt denn auch ein: "In diesem Bereich mussten wir massiv nachrüsten." Mit einem ganzen Paket an modernen Systemen robbt sich der Italiener jetzt an die scheinbar übermächtigen Süddeutschen heran: Abstandsradar mit Stopp-and-Go-Funktion, Notbrems- und Spurhalteassistent, Toter-Winkel-Warner, Einparkhilfe und 360-Grad-Kamera. Alles Feinheiten, die anderswo schon in der Kompaktklasse zu haben sind. Gut Ding, will eben auch in Italien Weile haben.

Neue Kommandozentrale

Neu ist auch der 8,4-Zoll-Touchscreenmonitor, der zur Kommandozentrale wurde. Mit ihm lassen sich neben der Navigation auch diverse Einstellungen per Fingerdruck erledigen. Zudem kann man ihn mit dem Smartphone verheiraten und auf Wunsch auch mit Apples Geisterstimme "Siri" plaudern. Wer fettige Fingerabdrücke auf dem Glas des Monitors nicht leiden kann, nutzt jetzt das Einstellrädchen zwischen den Sitzen.

Die Gestaltung des Armaturenbrettes und der Mittelkonsole wurde insgesamt dezent aufgefrischt. Bestellbar sind jetzt neue Ausstattungspakete, von denen eines sogar eine Außenwirkung hat. Das Carbon-Paket sorgt mit Applikationen an Türgriffen, Außenspiegeln oder Heckspoiler für einen sportlicheren Auftritt. In Summe fallen die Änderungen zum jetzigen Modell also nicht wirklich auf. Denn die von immer mehr Fans geschätzten Kernwerte der Kult-Marke blieben unangetastet.

Das wird bei der Kurvenhatz oberhalb des Fürstentums buchstäblich an jeder engen Ecke deutlich. Die Automatik von ZF tanzt – vor allem im Sportmode – durch ihre acht Stufen. Der Diesel mit seiner üppigen Durchzugskraft hängt fast gierig am Gas, stets spurtbereit und angriffslustig. Eine der sportlichsten Business-Limousinen, wenn deren Besitzer sich zwischen zwei Terminen austoben wollen. Natürlich gibt es auch Benziner im Ghibli-Angebot, sogar eine Version mit Allradantrieb. Aber schon der Diesel erfüllt den Wunsch der Andersdenkenden, die sich durch die Wahl eines italienischen Autos vom Mainstream unterscheiden wollen.

Eine durchaus teure Wahl, wenn man denn all die feinen Extras ordert, die die Preisliste bietet. Beispiele: Das Paket mit den Assistenzsystemen kostet zwischen 1.890 und 2.647 Euro ohne Mehrwertsteuer. Für das Navi inklusive Einparkhilfe und Sitzheizung sind ebenfalls 2.100 Euro netto fällig. Die erwähnte Carbon-Verschönerung rund ums Auto ist mit 2.268 Euro netto auch kein Schnäppchen.

Hohe Alltagstauglichkeit

Den Maserati-Fans wird's egal sein. Sie freuen sich neben dem schicken Design über den Alltagsnutzen. Der Kofferraum ist mit 500 Litern standesgemäß. Die Abstimmung von Federung und Dämpfern bietet im Normal-Mode lobenswerten Komfort für lange Strecken. Wen stört da, dass trotz des beachtlichen Radstandes von glatten drei Metern der Raum für die Knie der Hinterbänkler knapp wird, wenn die Frontinsassen ihre belederten Sportsitze allzu weit elektrisch nach hinten gleiten lassen. Aber ein Ghibli hat nun mal nicht den Anspruch einer Familienlimousine. Er zielt auf Freiberufler wie Zahnärzte, Anwälte oder Unternehmensberater. Und die haben für Ausflüge mit der Familie ohnehin noch einen dicken SUV in der Doppelgarage.

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