Von Peter Maahn/SP-X
So ist das also mit der Globalisierung. Ein großer US-Konzern lässt ein kleines Modell kostengünstig irgendwo auf der Welt bauen, packt mit der Wortkombi "Eco" + "Sport" gleich zwei Reizbegriffe in dessen Namen, verschifft das Ganze nach Deutschland und hofft auf den Beifall der SUV-Fans. Doch statt eines Ford kauften die Kunden in der noch jungen Klasse der Mini-SUV lieber Autos aus Korea, Frankeich oder Japan. Die sahen einfach netter aus als der schmale, wegen seiner Höhe etwas staksig wirkende Ecosport, waren zudem meist sorgfältiger verarbeitet und hatten die modernere Technik an Bord. Der Gigant aus Detroit musste also reagieren und nachbessern, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Geburtshelfer des neuen Ecosport, der Mitte Februar an den Start geht, ist der Ford Fiesta, von dem viele der über 2.300 neuen Teile des Baby-SUV stammen. Beispiele sind Cockpitgestaltung, der in der Mitte des Armaturenbretts "schwebende" Monitor des Navigationssystems, Lenkrad, Vernetzung mit dem Internet und vieles mehr. Es geht also doch, in der unteren Preisklasse ein durchaus hochwertiges Auto auf die Räder zu stellen. Chefingenieur Dirk Borrmann räumt ein: "Wir mussten erkennen, dass das bisherige Modell den strengen Ansprüchen an Verarbeitung und Qualität nicht immer entsprach. Das ist jetzt alles anders".
Wuchtiges Outfit
Rundgang vor dem Start zur ersten Tour mit dem Ecosport. Die Grundidee des Vorgängers ist erhalten geblieben. Ein nur 4,10 Meter langes Auto im Geländewagen-Look, kurze und ungewöhnlich hohe Motorhaube und ein steil abfallendes Heck, dessen Tür nicht nach oben schwingt, sondern wie ein Kleiderschwank geöffnet wird. Die Frontgestaltung wurde dem neuen Ford-Familiengesicht angepasst. "Das Trapezgrill erinnert an einen flachgelegten Rucksack, dessen untere Umschnallriemen bis in den Stoßfänger reichen", erklärt Borrmann und erkennt darin ein Symbol für die Abenteuerlust, die ein Ecosport vermitteln soll. Nun gut, sieht auf jeden Fall recht wuchtig aus und verleiht dem kleinen Kölner eine gewisse optische Potenz.
Apropos Kraft: Welcher Ecosport wird wohl die Herzen der deutschen Kunden am meisten erwärmen. Vielleicht der mit neuem 1,5-Liter-Dieselmotor (92 kW / 125 PS), der als einzige Version des Neulings mit Allradantrieb verbunden ist? Der deutsche Verkaufschef Wolfgang Kopplin rechnet für diese Variante "mit einem Anteil von gut zehn Prozent, vielleicht auch etwas mehr". Mit über 24.000 Euro ist der 1,5 l EcoBlue auch preislich das Spitzenmodell. Zudem entscheiden sich die meisten Käufer in dieser Größenklasse ohnehin für einen Benziner.
Die Wahl fällt also auf den 1,0 Liter Dreizylinder mit dem hochgelobten Ecoboost-Motor, der in vielen Ford-Modellen Dienst tut. 92 kW / 125 PS dürften locker reichen, um mit dem Ecosport rund um Lissabon akkurat unterwegs sein zu können. Die hohe Sitzposition sorgt für den nötigen Überblick und schont beim Einsteigen die Bandscheiben, das angenehm umschäumte Lenkrad mit den vielen Schaltern unter beiden Daumen liegt ebenso gut in der Hand wie der Schalthebel für die sechs Gänge. Trotz seiner bescheidenen Ausmaße vermittelt der Ecosport das Gefühl von Erhabenheit gegenüber den anderen kleinen Autos da draußen. Gewöhnungsbedürftig allerdings ist die recht kleine, rechteckige Heckscheibe im Rückspiegelbild. Ist eben ein "Baby-SUV", wie Ingenieur Borrmann den Ecosport liebevoll nennt.
Ford Ecosport (2018)
BildergalerieDer kleine Motor erweist sich auch im Hochbeiner als ziemlich großer. Da der Turbo recht früh zur Sache kommt, reichen schon niedrige Drehzahlen für souveränes Fortkommen. Wer auf den Verbrauch achtet, kann schnell hochschalten, ohne jedes Mal in ein Leistungsloch zu fallen. In eiliger Gangart lassen sich die drei Zylinder in jedem Gang ausreizen, so dass der "Sport"-Teil im Modellnamen zu seinem Recht kommt. Bekanntlich aber werden Autos dieser Art und Dimension nicht der Sportlichkeit wegen gekauft. Heutzutage eher bescheidene 180 km/h Spitze und 11 Sekunden auf 100 km/h belegen diese Einordnung bereits auf dem Papier. Auch wenn Lenkung, Fahrwerk und Bremsen ein bisschen Pfeffer auf kurvigen Landstraßen gut vertragen und den Spaßfaktor in die Höhe treiben.
Am Ende der Kennenlernrunde im kleinen Ford-Indianer meldet der Bordcomputer knapp über sieben Liter Verbrauch auf 100 Kilometer. Bei gesteigertem Sparwillen und permanenter Schonfahrt sind sicher ein paar Zehntel weniger machbar. Natürlich nicht dann, wenn man feste Wege verlässt und sich mal in Geländeabseits wagt. Nein, der Ecosport ist wie die meisten seiner Mitstreiter kein Geländewagen. Durch seine hohe Bauweise aber verzeiht er manche Ausritte, bei denen der Platz unterm Bodenblech knapp wird. Er krabbelt gefahrloser über Randsteine und schabt auch bei abschüssigen Abfahrten in eine Garage nicht auf dem Asphalt.
Feinheiten in teureren Versionen
Das Studium der Preisliste des neuen Ecosport erfordert Übung und fachkundige Beratung. Beispiel der gefahrene 125-PS-Ecoboost. Sicher ist im Netto-Grundpreis von 15.924 Euro das Nötigste an Bord. Die Feinheiten aber sind teureren Versionen vorbehalten oder stecken in Ausstattungspaketen. Das feine Titanium-Modell steht für 18.689 Euro netto vor der Tür und erfüllt Begehrlichkeiten wie Aluräder, größerer Bildschirm inklusive Navigation oder Tempomat. Ecosport-Star ist die ST-Line-Ausstattung, die besondere optische Highlights wie in Wagenfarbe lackierte Stoßfänger und Schweller bereithält. 20.033 Euro ohne Mehrwertsteuer machen sich dann auf der Quittung breit.
Das Fazit: Ford hat seine Hausaufgaben gemacht und sein kleines SUV auf Augenhöhe mit den wichtigsten Rivalen gebracht. Natürlich ist der Ecosport kein Familienauto, da bei den bescheidenen Außenmaßen kein rollendes Raumwunder zu erwarten ist. Gemacht für den Alltag von Kunden jeder Altersklasse. Das Konzept könnte auch für Ford aufgehen.