Die Sparte der leichten Nutzfahrzeuge bei Volkswagen will künftig für jede neue Modellgeneration eine Variante mit elektrischem Antrieb anbieten. Neue Lösungen für den Stadtverkehr seien eine "riesige Chance, wenn wir es richtig machen", sagte Markenchef Eckhard Scholz am Freitag in Hannover.
In den nächsten Jahren sei "einiges zu erwarten". Noch keine Entscheidung sei darüber gefallen, ob der künftige ID Buzz als Teil der vollelektrischen ID-Modellfamilie der Kernmarke VW Pkw in Hannover gefertigt wird. Scholz sprach sich dafür aus.
Streetscooter ist Ansporn
Den Streetscooter der Deutschen Post betrachte er als "Ansporn", sagte der Manager. Den elektrischen Lieferwagen baut die Post selbst für die eigenen Zusteller. Zuvor war der Logistikkonzern auf der Suche nach einem passenden E-Kleintransporter für das wachsende Paketgeschäft bei den Platzhirschen der Autobranche abgeblitzt.
E-Autos für Kuriere und Handwerker ideal
Nach Angaben von Scholz sollen die leichten VW-Nutzfahrzeuge in den nächsten Jahren schrittweise elektrifiziert werden. Er räumte ein, dass es immer ein Kompromiss sei, dies bei Fahrzeugen nachträglich zu tun. Aber: "Wir müssen Lösungen bieten, die beides können - Verbrenner und Batterie."
Bei einer durchschnittlichen täglichen Fahrstrecke von 150 bis 200 Kilometern etwa bei Kurierdiensten und im Handwerk seien E-Fahrzeuge ideal. Dennoch sei der Dienstleistungs- und Warenverkehr mindestens in den kommenden zehn Jahren ohne Verbrenner - speziell ohne Diesel - kaum zu ersetzen.
Test des E-Crafter hat bereits begonnen
Derzeit testeten Kunden den serienreifen E-Crafter, dessen Verkaufsstart im September sei. Gleichzeitig erzielte die Sparte im vergangenen Jahr mit rund 498.000 Fahrzeugen einen neuen Absatzrekord - bei einem Plus von 4,2 Prozent. Der Umsatz stieg um 7,1 Prozent auf 11,9 Milliarden Euro. Im laufenden Geschäft verdienten die VW-Nutzfahrzeuge 853 Millionen Euro, 87,6 Prozent mehr als 2016. "Das ist der höchste Gewinn unserer Unternehmensgeschichte", sagte Scholz.
Im laufenden Jahr sei ein vergleichbares Niveau wie 2017 angepeilt, der Auftragseingang liege um vier bis fünf Prozent über dem Vorjahr, sagte Vertriebschef Heinz-Jürgen Löw. In den ersten beiden Monaten sei der Absatz leicht rückläufig, das hänge mit dem zwischenzeitlichen Auslieferungsstopp beim "Bulli" T6 wegen Abgas-Problemen zusammen. Das Problem ist nach Angaben von Scholz gelöst, seit Anfang März werde der T6 mit Dieselmotor und Pkw-Zulassung wieder ausgeliefert.
Die Abgas-Gesetzgebung sowie zunehmende Einfahrbeschränkungen für Großstädte seien "extrem große Herausforderungen" - ebenso die Umstellung auf das neue Abgas- und Verbrauchs-Testverfahren WLTP. (dpa)