"Das Beste aus zwei Welten", sagt VW-Chefdesigner Klaus Bischoff über das Messehighlight der Wolfsburger auf der Auto China in Peking. "Designed in Deutschland, gebaut in China." Er verweist auf eine viertürige Limousine, die als sportlich-eleganten Coupés auftritt. Noch hat der Neuling im Jetta-Format nicht einmal einen Namen. Derzeit trägt die Weltpremiere die Buchstaben NMC (New Midsize Coupé) und bezeichnet damit übersetzt ein neues Mittelklasse-Coupé.
In der Tat ist das 4,60 Meter lange und mit 1,42 Metern Höhe recht flache Auto eine Auftragsarbeit. "Unsere Kollegen in China wünschten sich diese Art von kompaktem Modell von uns und wir haben geliefert", erklärt Bischoff. Eine Coupé-Limousine ist kein Fremdkörper im VW-Programm. Seit sieben Jahren schon ist der CC, der vom Passat abgeleitet ist, recht erfolgreich. Vor allem in den USA und eben China. Damals reagierte der Konzern auf den überraschenden Erfolg des Mercedes CLS, mit dem die seit den 60er-Jahren vergessene Spezies der "Four Door Coupés" genannten US-Straßenkreuzer wieder auflebt.
Auch mit der jetzt in Peking gezeigten Studie antwortet Wolfsburg auf einen Rivalen mit dem Stern. Denn der seit einem Jahr hochgelobte CLA ist derzeit nahezu konkurrenzlos und findet reißenden Absatz. Fest steht, dass das vielleicht Jetta Coupé genannte Auto im Herbst zunächst in China auf den Markt kommt und danach wohl auch den eher schleppenden USA-Verkauf der Marke beleben soll. Dagegen bleibt der deutsche Chinese den deutschen Interessenten noch vorenthalten. Schade, denn Bischoff und seinem Team ist ein Hingucker gelungen. Lange Motorhaube, flache Frontscheibe, sanft abfallende Dachlinie und ein kurzes Heck. Wie ein Coupé eben. Da das Auto jedoch mit gut 1,84 Metern breiter als ein Passat geraten ist, bietet es auch im Heck angenehme Wohnlichkeit. Im Fond kann man zu Dritt reisen, der Kofferraum fast stolze, familientaugliche 500 Litern.
Ob es auch die sorgsam gestalteten LED-Scheinwerfer, der angedeutete Diffusor mit Doppelendrohren und die wuchtigen 20-Zoll-Räder in die Serie schaffen, ist eher zweifelhaft. Dagegen scheint die Bestückung mit dem bekannten Zweiliter-Turbo (220 PS) durchaus realistisch. Damit wäre der Flachmann auf deutschen Autobahnen bis zu 244 Kilometer pro Stunde schnell und könnte in 6,2 Sekunden auf Tempo 100 spurten. Wegen seines mit 0,299 recht geringen Luftwiderstandes und der abgespeckten Karosse wäre er mit einem Normverbrauch von 6,4 Litern auf 100 Kilometer sogar erträglich unterwegs.
Golf R mit 400 PS
Doch VW hatte noch eine Überraschung nach Peking mitgebracht. Der Golf R 400 verrät schon mit seiner Bezeichnung, welches Kraftpaket da im eigentlich so vernünftigen Lieblingsauto der Deutschen unter der Motorhaube lauert. 400 PS kitzelten die Ingenieure aus dem Zweiliter-Turbo heraus, noch nie war ein Golf so potent. Natürlich ist der Überflieger noch eine Studie, ein Denkmodell also. Allradantrieb, alle bekannten Hilfen darunter. Zum Beispiel eine gegenüber dem "braven" GTI verbesserte elektronische Differentialsperre an beiden Achsen. Sportfahrwerk, Doppelkupplungsautomatik und verbreiterte Karosserie sind die weiteren wesentlichen Merkmale des R 400. Die Höchstgeschwindigkeit wird übrigens bei 280 Stundenkilometern abgeriegelt. Nicht einmal vier Sekunden vergehen, bis die Tachonadel die Zahl 100 erreicht hat.
Die Chance (oder die Gefahr), dass der R 400 wirklich einmal in Serie gehen könnte, ist eher gering. Schließlich hat VW gerade den E-Golf platziert und wird sicher das angestrebte Saubermann-Image nicht aufs Spiel setzen wollen. Hinter vorgehaltener Hand verrät ein VW-Manager die Triebfeder für die neueste Golf-Studie, an der sich PS-Narren erfreuen: "Wir wollten einfach mal zeigen, was mir können, wenn wir wollten." (sp-x/kak)