Inmitten des Dieselskandals setzt die Deutsche Post verstärkt auf Elektromobilität. Gemeinsam mit dem Autobauer Ford präsentierte der weltweit größte Post- und Logistikkonzern am Mittwoch in Köln den Streetscooter Work XL. Der E-Transporter ist der große Bruder von zwei kleineren Modellen, die schon länger in Aachen produziert und seit kurzem auch an Dritte verkauft werden.
Post-Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes sprach von einer gewaltigen Nachfrage nach E-Fahrzeugen. Das neue Modell erweitere die Flotte des Unternehmens im Nutzfahrzeugbereich und sei das optimale Auto für die Paketzustellung in Großstädten und Ballungsräumen. Als positiv hob er hervor, dass der Dieselskandal die Diskussion um E-Mobilität intensiviert habe.
In Deutschland gehört die Post zu den größeren Herstellern von E-Autos. Weltweit sind 92.000 Fahrzeuge für den Konzern im Einsatz, in Deutschland rund 47.000. Davon sind etwa 3.000 Streetscooter, gut 5.000 sollen es am Jahresende sein.
Der gemeinsam mit Ford entwickelte neue E-Transporter hat ein Ford Transit Fahrgestell, das mit einem batteriebetriebenen Antriebsstrang und einem Karosserieaufbau nach Vorgaben der Post ausgestattet ist. Mit einem Ladevolumen von rund 200 Paketen ist das Auto rund dreimal so groß wie das kleine Modell. Der Streetscooter XL ist mit einem modularen Batteriesystem ausgerüstet, das zwischen 30 und 90 kWh variabel ist. So lassen sich Reichweiten von 80 bis 200 Kilometer realisieren, die durchschnittliche Ladezeit soll bei drei Stunden liegen. DHL gibt an, dass durch den Einsatz der E-Transporter pro Jahr und Fahrzeug fünf Tonnen CO2 und 1.900 Liter Diesel gespart werden können.
Ford-Europa-Chef Steven Armstrong begrüßte das Gemeinschaftsprojekt. Es werde Europas größter Produzent von emissionsfreien, mittelgroßen E-Transportern sein und es komme genau zur richtigen Zeit. Mit 3.000 Streetscootern und 10.500 Pedelecs im Einsatz sei die Post schon heute der Betreiber der größten E-Flotte in Deutschland, hieß es.
Zweite Schicht in Aachen
Am Produktionsstandort in Aachen wird derzeit mit der Einführung einer zweiten Schicht die Jahreskapazität auf 15.000 Fahrzeuge hochgefahren. Ein weiterer Standort für die Herstellung soll auch in Nordrhein-Westfalen entstehen, der Ort ist noch nicht bekannt.
Noch in diesem Jahr sollen rund 150 Vorserienfahrzeuge des "Streetscooter Work XL" im Werk in Aachen produziert werden und bei DHL in der Paketzustellung zum Einsatz kommen. Bis Ende 2018 planen beide Unternehmen derzeit, 2.500 Fahrzeuge dieses Modells zu produzieren. Perspektivisch ist auch der Verkauf an Drittkunden vorgesehen, so wie dies auch bei den Streetscooter-Modellen Work und Work L praktiziert wird. (dpa)