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Neuer Opel Insignia: Mit neuem Anspruch

27.10.2016 09:59 Uhr
Opel Insignia
Der neue Opel Insignia ist fast fertig.
© Foto: Opel

Nach fast neun Jahren Bauzeit kommt im nächsten Frühjahr die zweite Generation des Insignia. Und die soll gerade dort stark sein, wo das bisherige Modell Schwächen zeigt.

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Von Peter Eck/SP-X

Es gab einmal eine Zeit, da standen Opel-Modelle wie der Rekord oder der Commodore auch für den Erfolg ihrer Fahrer innerhalb einer aufstrebenden bürgerlichen Mittelschicht. Das ist längst vorbei, aber die Pläne der Rüsselsheimer mit der zweiten Generation des Insignia erinnern zumindest ein wenig an die gute alte Opel-Zeit. Denn die Manager der GM-Tochter tätigen in Verbindung mit der wahrscheinlich ab April erhältlichen, fünftürigen Fließheck-Limousine  und dem ab Juni kommenden Kombi Aussagen wie "ein Fahrzeug mit Flaggschiff-Charakter" oder "Premium-Qualität und -Größe zum Mainstream-Preis". Dass mit dem Preis dürfte schon mal stimmen. Denn im harten Wettbewerb mit Fahrzeugen wie dem Ford Mondeo oder dem VW Passat werden die derzeitigen Grundpreise, ab 25.000 Euro für das Basismodell mit 103 kW / 140 PS, wohl kaum deutlich angehoben werden können.

Mit bisher rund 900.000 verkauften Fahrzeugen ist der Insignia für Opel durchaus ein Erfolg, zumal das Auto bei seinem Debüt 2008 so etwas wie ein Rettungsanker für den damals schwer angeschlagenen Hersteller war. Da tat die Auszeichnung als "Car of the Year" ein Jahr später doppelt gut. Allerdings gab es auch immer wieder Kritik an der Rüsselsheimer Mittelklasse: Sie sei zu viel zu schwer, die Bedienung umständlich und das Platzangebot im Innenraum angesichts der Fahrzeuggröße nicht ausreichend. Auch das stimmte, soll aber mit der neuen Generation der Vergangenheit angehören.

Zum einen hat der neue Opel deutlich abgespeckt. Je nach Motorisierung und Karosserieform bis zu 170 Kilo, damit liegt man nun zumindest auf dem Niveau guter Wettbewerber. Und dies, obwohl der Insignia in fast allen Dimensionen noch mal wächst: in der Länge zum Beispiel um 5,5 Zentimeter auf nun opulente 4,90 Meter, der Radstand legte sogar um 9,2 Zentimeter auf 2,83 Meter zu und mit einer um zwölf Zentimeter verbreiterten Spur stehen Limousine und Kombi jetzt auch satter auf der Straße. Die Gesamtbreite nahm um sieben Zentimeter auf 1,86 Meter zu. Und der bislang zu hohen Fahrposition wird durch eine Absenkung des Hüftpunkts um drei Zentimeter entgegengewirkt.

Richtung obere Mittelklasse

Entsprechend viel Platz hat man im Innenraum vorne und vor allem jetzt auch hinten, hier wächst Opel schon deutlich Richtung obere Mittelklasse und offeriert den Reisenden in etwa so viel Raum wie der nur drei Zentimeter längere, aber eigentlich in einer völlig anderen Liga fahrende noch aktuelle Audi A6 oder auch ein BMW 5er. Allerdings ließ sich selbst unter dem Tarnkleid des Insignia nicht ganz verbergen, dass das Fahrzeug selbst mit den kürzeren Überhängen recht mächtig wirkt. Das Gesicht dürfte dagegen dem des schlanken Astra ziemlich ähneln.

Nicht nur das Fahrzeug selbst ist völlig neu, wenn auch auf einer Plattform namens E2 (für: Epsilon 2) des Mutterkonzerns GM basierend, auch der Antriebsstrang wurde neu konzipiert. So werden gleich im Frühjahr moderne und sparsamere Motoren zur Verfügung stehen. Wir konnten zwei neue Benziner ausprobieren, einen 1,5-Liter-Turbo mit rund 121 kW / 165 PS und einen 2,0-Liter-Turbo mit 184 kW / 250 PS, der immer mit einer neuen Achtgang-Automatik und mit Allradantrieb kombiniert wird. Zudem stehen zum Marktstart noch drei Diesel mit Leistungen zwischen 110 und 170 PS bereit.

Während das kleinere Aggregat, übrigens abgeleitet vom 1,4-Liter-Turbo aus dem Astra, auch mit einem leichteren Insignia doch vor allem unter Last einige Mühe hat, meistert der große Motor seine Aufgaben ungleich souveräner. Die Achtgang-Automatik arbeitet aufmerksam, allerdings hat man nicht wirklich das Gefühl, 250 PS unter der Haube zu haben. Das Allradsystem kommt ohne Differential aus. Es arbeitet mit zwei elektrisch-hydraulischen Kupplungen, die bei Bedarf Drehmoment an das hintere linke oder rechte Rad abgeben. Das funktioniert unauffällig und effektiv.

Auf einzelne Ausstattungsmerkmale konzentriert

Im Innenraum erinnert bei Tastaturen und Instrumenten vieles an den ja ebenfalls noch frischen Astra. Leider auch der Monitor, der in der Basis eine Größe von sieben Zoll und gegen Aufpreis acht Zoll aufweist. Das sind Abmessungen, die eher an einen Kompaktwagen erinnern und nicht an ein Fahrzeug, dass ja laut Opel durchaus Premium-Charakter haben soll. Ähnlich wie beim Astra will man sich offensichtlich auf einzelne Ausstattungsmerkmale konzentrieren und diese hervorheben. Wie beim Kompakten könnte das auch beim Insignia das Matrix-Licht sein, das hier in einer nochmals verbesserten Form angeboten wird. Je Scheinwerfer leuchten 32 LED-Segmente (statt 16 wie im Astra), zudem wird das Licht anders als beim Astra über zwei Projektoren gebündelt. Ein Matrix-Licht erlaubt ständiges Fahren mit Fernlicht, weil jeweils Segmente, die den Gegenverkehr blenden könnten, präzise abgeschaltet werden. Das System wird als Option angeboten und wahrscheinlich um die 1.260 Euro netto Aufpreis kosten. Auch ein adaptives Fahrwerk wird es wieder gegen Aufpreis geben. Und bei der Konnektivität beansprucht Opel ja sowieso eine Führungsrolle.

Weltpremiere feiert der neue Insignia Anfang März auf dem Autosalon in Genf. Einige Wochen später kommt die praktische fünftürige Fließheck-Limousine in den Handel. Der Kombi - mit deutlich mehr Ladevolumen als sein Vorgänger – folgt wahrscheinlich im Frühsommer. Eine viertürige Limousine wird Opel mangels Nachfrage gar nicht mehr anbieten. Hier zumindest unterscheidet sich der Insignia deutlich von den Angeboten der Premiumhersteller, bei denen die klassische Karosserieform immer noch als beispielhaft für ein Auto der Business-Klasse gilt. Dafür wird es sicher wieder eine besonders leistungsstarke OPC-Version geben und auch ein etwas höher gelegter und beplankter Country Tourer als Soft-SUV ist sehr wahrscheinlich. Denn Opel will ja gerade auch Kunden erreichen, die sich als Aufsteiger begreifen. Ganz so wie früher, in den goldenen 60er- und 70er-Jahren.

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