von Patrick Broich
Knapp 71.000 Euro, das ist auch für einen Plug-in-Hybriden viel Geld, selbst wenn ein solches, meist ja als Dienstwagen genutztes Fahrzeug nur mit 0,5 Prozent versteuert werden muss. Zu diesem Preis startet jetzt der überarbeitete Range Rover Velar als nun erstmals zu kaufende Plug-in-Version mit theoretisch 50 Kilometer rein elektrischer Reichweite. Netto liegt der Brite damit deutlich unter der 65.000-Euro-Grenze, so dass noch die Förderung von 5.625 Euro eingestrichen werden kann.
Aber wie umweltschonend kann ein bärenstarker Velar P400e mit zwei Antrieben und 404 PS Leistung überhaupt sein? Gut, die Verbrenner-Komponente des Antriebsstrangs besteht aus einem zwei Liter großen Vierzylinder-Benziner, was sich erstmal für ein großes SUV nicht allzu viel anhört. Allerdings bringt es schon dieser allein auf 221 kW / 300 PS. Hinzu kommt der Elektromotor mit weiteren 105 kW / 143 PS, was zusammen die namensgebende Systemleistung von 297 kW / 400 PS ergibt.
Schnelles Laden mit Gleichstrom ist vorgesehen, in der Tat aktuell noch ungewöhnlich für PHEV-Varianten. Hohe Ladeleistungen lassen sich aber dennoch kaum realisieren (20 kW). Aber so lässt sich der Stromspeicher immerhin binnen 30 Minuten wieder zu 80 Prozent befüllen.
Das SUV rollt schon allein mit seinen 143 Elektro-PS recht behände durch den Stadtverkehr. Die elektrische Höchstgeschwindigkeit ist mit 140 km/h beziffert, so geht es auch über Autobahn und Landstraße recht zügig. Wer zu Hause und auf der idealerweise nicht weiter als 40 Kilometer entfernt liegenden Arbeit laden kann, für den ist der PHEV tatsächlich eine recht umweltfreundliche Lösung – solche Nutzer schaffen es, über die Fahrzeuglebensdauer auf ganz ordentliche rein elektrisch absolvierte Kilometerleistungen zu kommen.
Natürlich verlockt die Gesamtleistung, das rechte Pedal auch über den Kickdown-Druckpunkt klicken zu lassen. Dann kleben die Rücken der Passagiere von der Gewalt des Schubes plötzlich ziemlich fest in den Sitzlehnen. In diesem Fall sollen dem 2,2-Tonnen-Schwergwicht 5,4 Sekunden bis Landstraßen-Tempo genügen – das machen selbst potente Sportwagen kaum schneller, aber womöglich kultivierter. An den hier bisweilen kernig klingenden Vierzylinder muss man sich in der Umgebung eines Edel-SUV erstmal gewöhnen. Gut, dass beide Triebwerke im hybridischen Modus recht gut miteinander harmonieren. Und der Achtstufen-Automat verrichtet seine Arbeit ebenfalls weitgehend diskret.
Dass der 4,80 Meter lange, beinahe überbordend komfortable Velar formal dem Mittelklasse-Segment angehören soll, ist kaum zu glauben. Der optional luftgefederte Allrounder wirkt ausladend und luxuriös, als wäre er locker ein Segment darüber angesiedelt. Fans moderner Innenarchitektur dürften die beiden gestochen scharfen Displays in der Konsole mögen. Auf dem oberen (elektrisch neigbar) der beiden arbeitet neuerdings das so genannte PIVI Pro, ein Navigationssystem mit einigen Finessen. Es kann sich beispielsweise häufig gefahrene Strecken merken und auf diese Weise lernen, wo entlang es möglicherweise schneller geht. Auch das Innenraum-Finish wirkt hochwertig, und das sogar, obwohl der Testwagen mal nicht mit Lederpolstern ausgestattet war. Bequem sind die Stühle aber auch mit Stoffbespannung und über Platzmangel können sich die Mitreisenden sowieso nicht beklagen.
Darüber hinaus darf mit 568 Litern Kofferraumvolumen viel Gepäck an Bord, womit der Range Rover Velar seine nutzwertige Seite herauskehrt. Eine mediale besitzt er überdies, beherrscht mit bildschirmdigitaler Kombiinstrumenteneinheit sowie Head-up-Display (1.380 Euro Aufpreis) die volle Klaviatur an Informationsvermittlung. Und das Smartphone lässt sich selbstredend per Apple CarPlay oder Android Auto integrieren. Ein Massenphänomen wird aus dem zweifelsohne attraktiven Velar damit allein aber nicht, dafür ist er aller Förderungen und Steuererleichterungen zum Trotz zu kostspielig. Schließlich wird selbst der rund 11.000 Euro günstigere und nur halb so starke Basisdiesel für viele Land-Rover-Fans nur ein Traum bleiben.