Die Erfindung des Automobils reklamieren mehrere Nationen für sich. So beansprucht Frankreich, einen ersten frühen Vorläufer des Kraftwagens schon 1769 gebaut zu haben. Der Militäringenieur Nicolas-Joseph Cugnot stellte ein dreirädriges Monstrum mit Dampfantrieb vor, das in erster Linie als Transportmittel für Geschütze dienen sollte. Den Viertakter erfand nach französischen Unterlagen ein gewisser Alphonse Beau de Rochas im Jahre 1862 - und damit fünf Jahre vor dem deutschen Ingenieur Nicolaus Otto, nach dem diese Antriebe seither Ottomotor heißen. Niederländer verweisen auf den flämischen Missionar Ferdinand Verbiest, der bereits 1672 im fernen Peking einen dampfgetriebenen Wagen entwickelt haben soll. Italiener können sich, wie bei vielen anderen Erfindungen auch, auf Skizzen von Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) berufen. In Großbritannien wurden 1820 mit Dampfkutschen betriebene Postkurierdienste eingerichtet, ein Dampflinienbus verband 1829 London und Bath. Nicht nur deutsche Automobilhistoriker betrachten 1886 als das Geburtsjahr des verkehrsfähigen modernen Personenkraftwagens. Gottlieb Daimler und Carl Friedrich Benz erfüllten damals nicht nur nach Auffassung des nach ihnen benannten großen deutschen Autoherstellers alle Voraussetzungen, um als "Urväter des Automobils" zu gelten. Dazu zählen etwa die Dokumentation ihrer Konstruktionen, die Patentierung, der Nachweis der Funktionstüchtigkeit und die Erprobung in der Öffentlichkeit. CARL BENZ - VATER DES MODERNEN AUTOMOBILS Carl Benz (1844 bis 1929) gilt als einer der Väter des modernen Automobils. Die ersten Probefahrten mit seinem knatternden Motorwagen absolvierte der Autopionier Ende 1885 im Hof seiner Mannheimer Fabrik. Nach draußen wagte er sich nur bei Nacht und Nebel - schließlich sollte seine Erfindung geheimbleiben. Am 29. Januar 1886 meldete er für sein benzingetriebenes Dreirad das Patent an. Heute gilt dieser Tag als Geburtsstunde des modernen Autos. 1871 gründete der Maschinenbauingenieur in Mannheim seine erste eigene Firma. Nach schwierigen Jahren mit Geldsorgen legte er 1883 mit zwei Partnern den Grundstein für die "Benz & Co. Rheinische Gasmotoren-Fabrik". Das Unternehmen entwickelte sich zum weltweit führenden Automobilhersteller. 1926 verschmolz Benz & Co. mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft zur Daimler-Benz AG. Zu diesem Zeitpunkt hatte Benz das Unternehmen längst verlassen und mit seinen Söhnen einen neue Firma gegründet. 1912 überließ er seinen Kindern das Steuer. GOTTLIEB DAIMLER - VON MOBILITÄT BESESSENER BÄCKERSOHN Kleine leichte Motoren zum Transport von Menschen und Waren - diese Vision trieb Gottlieb Daimler (1834 bis 1900) an und ließ ihn schließlich zu einem der Schöpfer des Automobils werden. Der Sohn eines Bäckers kam nach einem Maschinenbaustudium als Technischer Direktor zur Gasmotorenfabrik Deutz. Um kompakte Motoren entwickeln zu können, verließ er 1882 die lukrative Position und richtete sich in Cannstatt bei Stuttgart eine Versuchswerkstatt ein. Dort erfand der Tüftler gemeinsam mit dem Konstrukteur Wilhelm Maybach einen nur 100 Kubikzentimeter großen Motor mit Glührohrzündung. 1885 baute Daimler einen 1 PS starken Antrieb in ein hölzernes Zweirad, den Reitwagen, ein Jahr später in eine Kutsche ein. Diese Motorkutsche mit einer damals atemberaubenden Höchstgeschwindigkeit von 18 Stundenkilometern war das erste Vierradautomobil der Welt. ROBERT BOSCH - ERFINDER MIT SOZIALEM GEWISSEN "Bosch-Zünder" heißt die Mitarbeiterzeitung des weltgrößten Autozulieferers. So kann auch heute kein Beschäftigter des weltgrößten Autozulieferers die Initialzündung für den Erfolg vergessen. Robert Bosch (1861 bis 1942) hatte am 15. November 1886 in Stuttgart die "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik" eröffnet. Auf Kundenwunsch fertigte er einen Magnetzündapparat. 1897 gelang es ihm erstmals, einen solchen Magnetzünder an einen Kraftfahrzeugmotor anzupassen. Die Magnetzündung erzeugte einen elektrischen Funken, der das Gasgemisch in einem stationären Verbrennungsmotor zur Explosion brachte. Dieses Zündsystem legte den Grundstein für den Erfolg des Technologiekonzerns. Und Robert Bosch war auch als Arbeitgeber wegweisend: Er führte den Acht-Stunden-Tag ein und bezahlte seine Beschäftigten überdurchschnittlich gut. "Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle", lautete ein Credo des Unternehmers. HENRY FORD - DER MANN AM FLIESSBAND Mit seiner ersten Autofirma scheiterte Henry Ford. Mit seiner zweiten schrieb er Industriegeschichte. Statt wie die Konkurrenz Wagen für die oberen Zehntausend zu bauen, zielte Ford mit günstigen Autos auf den Massenmarkt. Sein Modell T - auch "Tin Lizzie" oder "Blechliesel" genannt - verkaufte sich zwischen 1908 und 1927 mehr als 15 Millionen Mal. Erst der VW Käfer sollte Jahrzehnte später mehr Fans finden. Ford schaffte den Durchbruch, indem er als erster die Fließbandarbeit einführte. Ein Mann, ein Handgriff lautete nun die Devise. Statt zwölf Stunden dauerte es nur noch anderthalb Stunden, bis ein Modell T fertig montiert war. Der Preis purzelte von ursprünglich 825 auf 260 Dollar. Extras gab es keine. Legendär ist Fords Ansage, der Kunde dürfe sich jede Farbe aussuchen - so lange sie schwarz sei.