Frage: Herr Schmidt, Sie sind seit knapp 1,5 Jahren Managing Director von Dacia in Deutschland. Dacia ist im Aufwind. Auch bei den gewerblichen Zulassungen geht es bergauf und immer mehr Unternehmen holen sich Dacia in die Flotte. Haben Sie damit etwas zu tun oder ist das einfach das Produkt, das immer mehr Käufer überzeugt?
Thilo Schmidt: Das Dacia Team in Deutschland ist ein agiles, hochmotiviert und effizient arbeitendes Team. Wir bieten als Marke das beste Produkt im Bereich „Preis-/Leistung“ an und begleiten dies mit einer starken Händlernetzstrategie und kreativen Marketing- und After-Sales-Aktionen – immer mit dem Ziel neue Kundengruppen zu erobern und gleichzeitig eine größtmögliche Kundenzufriedenheit sicherzustellen. Unsere Verkäufe an gewerbliche Kundinnen und Kunden konnten wir in diesem Jahr um 72 Prozent steigern.
Frage: 2022 hatte Dacia einen Marktanteil in Deutschland von 2,29 Prozent. Ein respektabler Wert. Im flottenrelevanten Bereich lag der Marktanteil bei verschwindend geringen 0,76 Prozent. Das lässt zwei Vermutungen zu: Ist die Flotte für Dacia irrelevant oder aber ein Markt mit enormen Wachstumspotenzial?
Thilo Schmidt: Traditionell konzentrieren wir uns auf die hohe Privatkundennachfrage und auf den Privatkundenmarkt, der für uns seit Jahren der relevanteste Markt ist. Aber – und das betone ich deutlich: Mit dem Dacia Spring greifen wir in diesem Jahr im Flottenmarkt an. Wir nutzen dabei die auslaufende BAFA-Förderung, um gewerblichen Kunden mit starken Angeboten die Umstellung ihrer Fahrzeugfuhrparks auf erschwingliche Elektromobilität zu ermöglichen. Bei den thermischen Fahrzeugen bleibt unser Fokus auf Privatkundinnen und -kunden.
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Dies führt dazu, dass Dacia per Ende Mai die Nummer 3 im deutschen Privatkundenmarkt ist. Grundsätzlich ist aber jeder gewerbliche Kunde herzlich Willkommen sich in unseren Handelsbetrieben zu informieren und wird dabei schnell feststellen, dass die gewerblichen Leasingangebote unserer Modelle auch ohne Rabatt extrem wettbewerbsfähig sind.
Dacia Automobile Historie
BildergalerieFrage: Welches Modell ist bei den Flotten das beliebteste?
Thilo Schmidt: Eindeutig der Dacia Spring: Wir verkaufen seit Anfang des Jahres 30 Prozent der Fahrzeuge an Flottenkunden. Gemessen daran, dass der Durchschnitt unserer Verkäufe an Flotten über die gesamte Modellpalette gesehen bei 12 Prozent liegt, ist das schon ein beachtlicher Anteil.
Frage: Wie hoch ist der durchschnittliche Transaktionspreis dieses Modells und wie viel liegt der über dem Basispreis (Bruttopreise)?
Thilo Schmidt: Wir sehen bei all unseren Modellen, dass sich unsere Kundinnen und Kunden für die höheren Ausstattungsniveaus entscheiden und nur selten die Einstiegsangebote wählen. Das gilt auch für den Spring und letztlich verhalten sich unsere Gewerbekunden hier nicht anders als private Käuferinnen und Käufer. 90 Prozent der Verkäufe entfallen hierbei auf das höchste Ausstattungsniveau „Extreme“.
Frage: Welches sind die beliebtesten Extras?
Thilo Schmidt: Auch hier ist das Verhalten zwischen Gewerbe- und Privatkundschaft eigentlich identisch. Beim Dacia Spring haben wir die Besonderheit, dass das Fahrzeug aufgrund seiner umfassenden Serienausstattung per se weniger Optionen bietet als andere Modelle der Marke Dacia. Besonders beliebt ist aber die 30 kW DC-Schnelllade Funktion, mit der der Spring in weniger als einer Stunde von 0 auf 80 Prozent State of Charge laden kann.
Dacia Spring Extreme 65
BildergalerieFrage: Nach welchen Optionen fragen einige Kunden, die Dacia nicht anbieten kann?
Thilo Schmidt: Die Kundinnen und Kunden, die zu uns kommen, wissen, dass die Dacia Modelle alle wesentlichen und notwendigen Features bieten. Auch hier liegt unsere Stärke in der Konzentration auf das Wesentliche und das ist das, was die Kundschaft von Dacia schätzt, da die Fahrzeuge auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Uns erreichen nur wenige Anfragen, die wir nicht bedienen können. Um eine aber davon zu nennen: Das wäre zum Beispiel eine Kombination aus Allrad und Automatikgetriebe beim Dacia Duster.
Frage: Die Null-Rabatt-Strategie haben seit den Lieferproblemen fast alle Hersteller, mehr oder minder streng, eingeführt und in den letzten Jahren die Preise teils um 50 Prozent erhöht. Hat Dacia deswegen mehr Kontakte mit potenziellen Flottenkunden?
Thilo Schmidt: Aktuell erreichen uns diverse Anfragen, auf die wir natürlich reagieren und gemeinsam mit unserem Händlernetz in einem aktiven Austausch mit potentiellen Flottenkunden sind.
Frage: Dacia bietet noch immer den günstigsten Neuwagen in Deutschland an. Ist das ein erklärtes Ziel?
Thilo Schmidt: Unsere Positionierung liegt darin im Markt das beste Preis-/Leistungsverhältnis anzubieten. Unser Fokus liegt weniger auf dem günstigen Preis, sondern vielmehr auf erschwingliche Mobilität. Aus zwei Gründen haben wir daher bei allen Modellen die Einstiegsversion „Access“ eingestellt: Erstens möchten wir unseren Kundinnen und Kunden ein solide ausgestattetes Fahrzeug zu einem fairen Preis bieten und zweitens lag die Verkaufsquote bei dieser Variante lediglich bei einem Prozent innerhalb der Modellreihen.
Dacia Manifesto Concept
BildergalerieFrage: Aus welcher Branche kommen die meisten Bestellungen?
Thilo Schmidt:Das lässt sich derzeit noch leicht clustern: Aus dem Pflegebereich für den Dacia Spring und dem forstwirtschaftlichen Bereich für den Dacia Duster.
Frage: Bietet Dacia Sonderkonditionen für soziale Einrichtungen oder Pflegedienste an?
Thilo Schmidt: Attraktive Zinskonditionen sind über unsere Herstellerbank Mobilize Financial Services möglich, die zudem mit allen sonstigen Förderungen, wie dem BAFA-Umweltbonus sowie die Sozial- und Mobil-Förderung für Elektroautos, kombinierbar sind.
Frage: Der Dacia Spring, das erste E-Auto der Marke, ist auch das günstigste Elektroauto in Deutschland. Die Förderung für Gewerbetreibende endet am 31. August und der Preis des Spring steigt von derzeit 15.573 Euro (brutto inklusive Bafa und Herstelleranteil) auf 22.750 Euro. Wie sind Ihre Prognosen zum Absatz des Spring und generell von „günstigen“ E-Autos im gewerblichen Bereich nach der Zeit der Förderungen?
Thilo Schmidt: Natürlich konnten wir durch die Reduktion der Förderung beim letzten Jahreswechsel schon einige Erfahrungswerte sammeln. Ich denke, unsere Erwartungen für die Zeit vor und nach Ende der Förderung sind nicht anders als die der anderen Importeure und Hersteller. Wir stellen gerade die Weichen, um die hohe Nachfrage bis Ende August gut bedienen zu können und werden allein durch diesen Vorzieheffekt einen Rückgang in der Zeit danach sehen. Trotzdem werden wir auch in Zukunft mit dem Dacia Spring ein attraktives Angebot sicherstellen können.
Frage: Welche Marke sehen Sie als Hauptkonkurrenten?
Thilo Schmidt: Ich habe hier eine deutliche Meinung: Die Marke Dacia hat sich in den vergangenen 18 Jahren eine konkurrenzlose Positionierung im Markt erarbeitet und erobert mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis nach wie vor Neukunden über alle Marken hinweg.
Frage: Wie hoch ist die Leasingquote unter den Gewerbekunden von Dacia?
Thilo Schmidt: 42 Prozent der gewerblichen Kundinnen und Kunden schließen über Mobilize Financial Services ein Leasing ab, weitere 15 Prozent gehen eine Finanzierung ein.
Frage: Wie wird das Remarketing mit den Leasingrückläufern organisiert?
Thilo Schmidt: Die Leasingrückläufer werden aktuell über das Händlernetz gesteuert. Das bedeutet, dass die Fahrzeugrücknahme und auch das Remarketing vom Händlernetz durchgeführt wird.
Frage: Wie viele Dacia-Händler gibt es in Deutschland und gibt es spezielle Ansprechpartner für Flotten und deren Belange?
Thilo Schmidt: Das gesamte Händlernetz mit bundesweit knapp 550 Vertriebs- und über 830 Servicestützpunkten steht flächendeckend als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung.
Hiersemann