Von Michael Gebhardt/SP-X
Eine Zeit lang sah es so aus, als würde Citroën eher seinem baldigen Ende denn einem neuen Aufschwung entgegen dümpeln. Doch spätestens seit 2014 die Britin Linda Jackson das Ruder übernommen hat, scheint sich die Traditionsmarke langsam wieder zu erholen. Und nicht nur das: Der gesamte PSA-Konzern hinterlässt inzwischen wieder einen deutlich fitteren Eindruck. Allerdings musste Citroën zwischen der neuen Nobel-Schwester DS, in die die Führungsriege große Hoffnung als Flaggschiff und Technologieträger setzt, und Peugeot, die sich auf die etwas gediegeneren Modelle fokussieren, erst wieder seinen Platz finden.
Inzwischen weiß die Marke, wo sie hingehört: "Mainstream", betont Xavier Peugeot, ein direkter Spross der französischer Automobildynastie und inzwischen Verantwortlich für die Citroën-Produkte, "ist unsere Stärke." Eine Aussage, an der man durchaus Zweifel hegen darf, wenn man den Blick über den Messestand auf dem Autosalon Paris (bis 16. Oktober) schweifen lässt. Autos wie der C4 Cactus und erst recht der neue C3, der die gleichen, auffälligen Kunststoff-Polster an den Türen trägt, sehen eher nach Modellen für Extrovertierte aus als nach Stangenware. Doch Peugeot beschwichtigt seine These: "Unsere Autos sehen vielleicht ein bisschen anders aus als die Masse, aber es ist für jeden etwas dabei," ist sich der Produkt-Chef sicher und verweist nicht zuletzt auf die 36 Farbkombinationen, die es für den neuen C3 gibt.
Überhaupt: Ohne Individualisierung geht es für den Manager heute nicht mehr. Damit sind nämlich nicht nur die zahlreichen Optionen gemeint, aus denen die Kunden wählen können. Auch die Marke selbst muss, Mainstream hin oder her, ein bisschen individuell sein. Soll heißen: Statt klassischer, farbloser Massenware im Volkswagen-Stil muss ein eigenständiges Design her. Schließlich will auch das Gros der Kundschaft nicht langweilig, sondern stilsicher und schick sein. "Kann sein, dass wir damit ein paar unserer bisherigen Kunden nicht mehr ansprechen", erklärt Peugeot, "dafür werden wir aber viele neue dazu gewinnen. Vor allem jüngere." Während sich der Käufer-Nachwuchs vor allem auf den C3 konzentrieren wird, setzt Citroën auch am anderen Ende der Palette wieder an. Mit dem C5 hat man zwar einen Vertreter in der 4,80-Meter-Klasse, doch ein Hingucker ist der nicht gerade. Die in Paris vorgestellte Oberklasse-Studie CXPerience lässt aber aufhorchen.
Kernkompetenz stärken
Zwar trägt das Konzeptauto klassische Studien-Details wie die gegenläufig aufschwingenden Flügeltüren oder 22-Zoll-Räder, doch die Botschaft ist klar: Ja, wir wollen in der oberen Liga wieder eine Rolle spielen! Das Hauptaugenmerk liegt, neben dem fast schon obligatorischen Hybridantrieb, auf dem Komfort. "Das war immer eine unserer Stärken", betont Peugeot, und verweist damit auf die Hydropneumatik, die nicht nur die Göttin DS zum Schweben brachte. Zwar kehrt die Technik nicht 1:1 zurück, dafür ist sie zu teuer und zu schwer, doch will Citroën mit dem "Progressive Hydraulic Cushions"-System einen ähnlichen Effekt erzielen. Das Beste: Nicht nur ein etwaiges neues Top-Modell soll von der butterweichen Federung profitieren, sondern alle zukünftigen Modelle. Schon 2017 könnte die Technik zum ersten Mal zum Einsatz kommen, voraussichtlich zunächst im C4.
Doch nicht nur mit der Federung will Citroën seine Kernkompetenz Komfort stärken: Der gesamte Innenraum des CXPerience präsentiert sich als Wohlfühllandschaft. Fluffig gepolsterte Sitze und ein weich belederter Boden sollen vor allem den Fahrer auf eine Zeit einstimmen, in der er vielleicht nicht mehr ständig ins Lenkrad greifen muss. Denn wenn die Autos erst einmal von alleine fahren, kann die Reisezeit ganz anders genutzt werden – und sei es, um ein kleines Nickerchen zu machen. Mit weichen Polstern und einer sanft schaukelnden Federung dürfte das überhaupt kein Problem sein.