Zahlreiche Studien haben es schon belegt: Vielen Autofahrern ist das "Alleinsein" während der Fahrt wichtig. Nicht mit zahlreichen anderen in Bus und Bahn zu sitzen, die Musik nach Herzenslust aufdrehen zu können, oder einfach mal Ruhe zu haben. Kurzum: Das Auto ist ein abgekapselter Raum, ein in sich geschlossenes System. Zumindest fühlt es sich so an. Denn: Inzwischen ist das Auto eng mit seiner Umwelt vernetzt. Nicht nur, weil es dank Online-Zugang ständig mit neuen Informationen und Daten gefüttert wird. Sondern auch, weil es langsam anfängt, mit anderen Autos und der gesamten Infrastruktur zu kommunizieren.
Das Schlagwort heißt Car2X-Kommunikation, gesprochen Car-to-X – also "Auto-zu-X". Wobei X für die gesamte Infrastruktur steht – also andere Fahrzeuge, aber auch Ampeln, Baustellen und ähnliches. Womit wir schon mitten im Thema sind. Zukünftig, so die Idee der Entwickler, sollen sich Autos zum einen untereinander unterhalten können. So können zum Beispiel sicherheitsrelevante Informationen ausgetauscht werden: Wenn ein Fahrzeug mithilfe seiner ESP-Sensoren Glatteis erkennt, kann es andere Autos direkt warnen. Es kann aber den anderen Autos zum Beispiel auch mitteilen, dass es gerade stark bremst. So können sich dahinterfahrende Fahrzeuge selbst dann vorsorglich aufs Anhalten einstellen, wenn der Lenker die Rücklichter des Bremsers gar nicht sehen kann, weil dazwischen noch andere Autos fahren oder er vielleicht hinter einer Kurve oder Kuppe ist. Auf die gleiche Weise können nachfolgende Fahrer auch vor einem Stauende gewarnt werden.
Neben der Kommunikation zwischen den Autos können einzelne Fahrzeuge aber auch mit der Umwelt kommunizieren. So können etwa Baustellen frühzeitig aktiv auf sich aufmerksam machen, Rettungsfahrzeuge können mitteilen, von wo sie sich nähern, oder die Ampel verrät dem Auto, wann sie grün wird. Letzteres ermöglicht Audi bereits in einigen Städten. Viele der Lösungen sind aber noch nicht wirklich serienreif und nur selten bereits flächendeckend im Einsatz.
Dabei ist die Technik dahinter relativ einfach: Entweder erfolgt der Datenaustausch über das Internet, womit Informationen über beliebig weite Strecken übertragen werden können. Alternativ kann auch WLAN-Technik eingesetzt werden: Zwischen sich in der Nähe befindlichen Fahrzeugen wird dabei kurzzeitig ein Netzwerk aufgebaut, über das sich die Autos austauschen können. Der Vorteil dieser Lösung, die VW im Golf 8 als erster eingesetzt hat: Sie funktioniert auch dort, wo kein Mobilfunkempfang vorhanden ist. Beide Systeme sehen sich allerdings auch Kritik ausgesetzt: Einerseits erheben Datenschützer Einspruch und pochen auf maximale Sicherheit. Anderseits ist die Car2X-Technik eine weitere Schnittstelle, die Zugang zum "Gehirn" des Autos bietet. Die könnten sich theoretisch auch Kriminelle zu Nutze machen. (SP-X)