Von Hanne Lübbehüsen/SP-X
Hai, ei, ei, was ist das? Manche Opel-Fahrer dürften sich seit 2006 diese Frage stellen, wenn sie ihr Fahrzeug etwas näher untersuchen. Denn vor einem knappen Jahrzehnt ist ein kleiner Hai in den Kleinwagen Corsa eingezogen. Ursprünglich als Design-Scherz für die unspektakuläre Außenwand des Handschuhfachs gedacht, laufen seitdem alle Corsa mit dem ins Plastik geprägten Meeresräuber vom Band. Mittlerweile ist der kleine Hai bei Opel zum Running-Gag geworden und auch in anderen Modellen der Marke zu finden: dreimal im Zafira Tourer (z.B. unter einer Gummimatte in einer Ablage) und zweimal im Opel Adam (Becherhalter).
Die Ursprünge der unter Fachleuten "Easter Eggs" oder eben Ostereier genannten Überraschungen liegen in der Software-Entwicklung. Nicht namentlich erscheinende Entwickler, zum Beispiel von Computerspielen, schmuggeln eigene Spuren in die Software, die sichtbar werden, wenn Spieler zufällig bestimmte Tastenkombinationen drückten. Über die Zeit entwickelten sich mannigfache Varianten von mehr oder weniger verborgenen "Easter Eggs".
Beim Automobilbau findet sich das größte Ostereiernest beim Design. Jüngstes Beispiel ist das Mini-SUV Jeep Renegade, an dem die Entwickler an liebevollem Kitsch nicht gespart haben: Da wäre zum Beispiel der stilisierte Militärjeep Willys, der in der schwarzen Umrandung der Frontscheibe fährt. Oder eine topographische Karte der Mojave-Wüste in Utah in der Gummimatte einer Ablage. Oder ein stilisierter Yeti in der schwarzen Umrandung der Heckscheibe. Oder das typische Jeep-Gesicht mit den Kulleraugen und sieben Kühlergrill-Streben oIIIIIIIo, das sich nicht nur auffällig in die Sitze eingeprägt wieder findet, sondern auch in den Rücklichtern.
Fingerabdruck vom Zoe-Designer
Genau hinsehen muss, wer das Osterei am Elektroauto Zoe entdecken will: An den Griffen der Fondtüren befindet sich ein Fingerabdruck-Muster – es stammt vom Daumen des Zoe-Designers Jean Sémériva. Schon von weitem lässt sich dagegen der Design-Gag des BMW Z4 der ersten Generation entdecken. Bei Roadster und Coupé bilden die Kanten und Linien der seitlichen Karosseriepartie ein stilisiertes "Z". Mit ausreichend Phantasie lässt sich noch eine "4" vor dem hinteren Radhaus entdecken.
Spaß am Eier-Verstecken haben offenbar auch die Designer von Ford. Beim Supersportwagen GT etwa bilden Elemente im Scheinwerfergehäuse die Ziffer "100" – ein Hinweis auf das 100. Firmenjubiläum 2003. Beim Sportwagen Corvette machten sich die Entwickler den Spaß, in einigen Versionen ein Bild des inoffiziellen Maskottchens "Jake" zu verstecken. Beim ZR1 etwa findet sich der stilisierte Totenkopf auf der Motorabdeckung.
Aber nicht nur die Designer dürfen sich in Sachen Überraschungs-Ei austoben. In der zwischen 2002 und 2007 gebauten Generation des BMW M3 (E46) hatten die Techniker eine Rennstart-Funktion versteckt. Wer den Schleuderschutz ESP deaktiviert, das Schaltprogramm 6 des sequentiellen Getriebes wählt und den Gangwahl-Hebel gedrückt hält, kann den Motor im Stand bis 5.000 Touren drehen lassen. Nimmt er dann die Hand vom Schaltknauf, macht der Wagen einen Sprung nach vorne und beschleunigt mit maximaler Kraft. Heute sind zahlreiche Sportwagen auch ganz offiziell mit derartigen Rennstart-Funktionen ausgestattet.
Model S als Bond-Auto
Elektroauto-Hersteller Tesla hat seine Fans erst kürzlich mit einem Easter Egg im ursprünglichen Verständnis – also einem Software-Gag – überrascht. So lässt sich das Model S auf seinem Infotainment-System zum Bond-Auto konfigurieren - natürlich nur virtuell. Aufgerufen wird das Osterei über einen langen Druck auf die T-Schaltfläche am oberen Rand des großen Bildschirms auf der Mittelkonsole, der das Menü für Servicetechniker öffnet. Nach der Eingabe des Passworts „007“ erscheint unter dem Menüpunkt "Suspension", also Aufhängung, statt des Bildes von einem Tesla ein Lotus Esprit aus dem Film "Der Spion, der mich liebte" in Unterwasserkonfiguration, also mit eingeklappten Rädern.
Die Liste dürfte in den kommenden Jahren noch länger werden, drängen sich doch die Infotainment-Systeme mit ihren Apps und Online-Anschlüssen für das Verstecken von Sonderfunktionen und kleinen Witzchen förmlich auf. Wer weiß – vielleicht sind bereits aktuell weitere Ostereier versteckt. Nach Angaben von Tesla wurde die Software mit dem Easter Egg bereits vor rund einem Jahr ausgeliefert, entdeckt wurde es allerdings erst kürzlich.