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Autosalon Paris 2016: Kurzschluss beim Diesel

30.09.2016 13:02 Uhr
Autosalon Paris 2016: Kurzschluss beim Diesel
Autosalon Paris: Bereits am ersten Pressetag herrschte auf den Boulevards des Messegeländes reges Treiben.
© Foto: SP-X/Matthias Knödler

Der Diesel ist tot, es lebe das Elektroauto – so könnte das Motto eines Pariser Autosalons lauten, auf dem sogar große SUV voll auf Strom setzen. Bis zur endgültigen E-Revolution dürfte es trotzdem noch etwas dauern.

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Von Holger Holzer/SP-X

Eigentlich soll der Diesel erst 2020 aus Paris verschwinden. Auf dem Autosalon des Jahres 2016 ist er aber bereits kaum mehr zu sehen. Die diesjährige Ausgabe der großen Herbstmesse könnte als Startschuss für den zweiten, endlich gelingenden Anlauf des Elektroautos in die Geschichte eingehen. Daran hätten dann auch die deutschen Marken entscheidenden Anteil.

Zu den Stars der Messe zählt beispielsweise der Opel Ampera-e. Wie der Name schon andeutet, eine Weiterentwicklung des in Europa wenig erfolgreichen Ampera. Diesmal allerdings stehen die Zeichen besser: Der zweite Versucht verzichtet auf die Krücke Range Extender und setzt stattdessen auf extra große Batterien, die eine Reichweite von rund 500 Kilometern möglich machen sollen. Dazu kommt eine gefällige Karosserie im modischen Crossover-Stil und in Deutschland nicht zuletzt die Elektroautoförderung mit ihrem 4.000-Euro-Rabatt. Was der Opel nach Abzug dieser Summe kosten wird, ist allerdings noch nicht klar, mehr als 30.000 Euro dürften es aber wohl werden.

Deutlich günstiger kommen da die ebenfalls 2017 startenden neuen E-Varianten der Kleinstwagenmarke Smart. Sowohl Zweisitzer-Coupé als auch Cabrio und Forfour-Viersitzer sind dann für knapp 22.000 Euro mit elektrischem Antrieb zu haben. Zugeständnis an den Preis und den begrenzten Platz für Akkus ist die relativ geringe Reichweite von 160 Kilometern, die aber für den typischen Innenstadteinsatz angemessen sind. Gemeinsam könnten Opel und Smart so den E-Mobilmarkt der nächsten Jahre mitbeherrschen. Denn zumindest die deutsche Konkurrenz braucht noch ein wenig, bis sie nachziehen kann.

Volks-Stromer kommt frühestens 2020

Dann allerdings soll das mit Wucht geschehen. Vor allem Volkswagen setzt im Zwielicht des Dieselskandals auf die Strahlkraft der E-Mobilität und präsentiert die Studie eines batteriebetriebenen Modells, das künftig in einem Atemzug mit Markenikonen wie Käfer und Golf genannt werden soll. Über 400 Kilometer Reichweite für weniger als 30.000 Euro, dazu autonome Fahrfunktionen, wie man sie bislang nur aus der Oberklasse kennt. Allerdings ist der vorerst ID Concept genannte Volks-Stromer bislang nur eine Studie, frühestens 2020 kommt sie auf die Straße, in Koalition mit zahlreichen anderen Batterieautos aus dem VW-Konzern. Ein ähnliches Zeitfenster öffnet auch Mercedes; die Schwaben zeigen eine SUV-Studie ohne Diesel und auch ohne den zuletzt unvermeidbaren Plug-in-Hybridantrieb. Das Concept Car Generation EQ wird allein von einem E-Motor angetrieben und könnte gegen Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen. Wo er dann auch auf den ebenfalls elektrischen Q6 E-Tron von Wettbewerber Audi treffen wird.

Nicht erst seit dem Model X von Tesla ist damit klar, dass der E-Motor als Alleinantrieb über kurz oder lang auch die boomende SUV-Klasse erobern muss. In Form von neuen Serienfahrzeugen ist das in Paris allerdings noch nicht zu sehen: Und dass, obwohl Crossover und Geländewagen gefühlt 80 Prozent aller Premieren ausmachen. Immerhin: Den Audi Q5, die aus deutscher Sicht wohl wichtigste Neuvorstellung, gibt es künftig auch mit Plug-in-Hybridantrieb und rund 50 Kilometern rein elektrischer Reichweite. Ganz generell präsentiert sich das Mittelklasse-SUV technisch in vielen Details umfangreich modernisiert, während sich die Optik, wie bei Audi mittlerweile gewohnt, kaum verändert hat.

Nicht sagen lässt sich das von einem der Stars der Franzosen: Der neu konzipierte Peugeot 3008 verabschiedet sich vom unentschiedenen Crossover-Stil des Vorgängers und wird zu einem typischen Vertreter der urbanen Tiguan-Klasse. Flankiert wird er vom ehemaligen Kompakt-Van 5008, der in der Neuauflage nun ebenfalls das SUV gibt, allerdings etwas größer und geräumiger als sein Markenbruder. Beide Attribute passen auch zum Skoda Kodiaq, der für den Preis eines Tiguan fast einen halben Meter mehr Auto und zwei zusätzliche Sitzplätze bietet.

Auch wenn der Diesel für die neuen SUV wohl in Europa vorerst immer noch der Standardantrieb blieben wird, ist von ihm auf der Messe nur bei genauem Hinschauen etwas zu sehen. VW hat gerade einmal ein einziges TDI-Modell in der Ausstellung, bei Audi gibt es immerhin zwei Selbstzünder-Fahrzeuge. Selbst bei den lange Zeit dieselverliebten Franzosen muss man meist auf den Drehzahlmesser der Schaustücke schauen, um sie als Diesel zu enttarnen. Offensiv werben will mit der Technik zurzeit niemand – gerade in Paris nicht. In der französischen Hauptstadt mit ihrer notorisch schlechten Luft herrscht bereits seit dem Sommer ein zeitweises Fahrverbote für ältere Dieselautos. Ab 2020 wollen Umweltschützer Diesel-Pkw gar komplett aus der Stadt verbannen.

Zahlreiche Absagen

Neben dem Selbstzünder gehen auch die ganz normalen Fünftürer und Limousinen im Elektro- und SUV-Hype ein wenig unter. Der komplett neue, nun konventioneller gestylte Honda Civic etwa versteckt sich gemeinsam mit dem noch europäischer gewordenen Hyundai i30 in einer von Zulieferern dominierten Halle – Nissans neuer, dynamisch gestalteter Micra immerhin darf im großen und modernen Pavillon 1 Premiere feiern. Das allerdings kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Pariser Salon und die Automobilmessen allgemein als Neuheiten-Shows an Bedeutung verlieren. Das belegt auch die Liste der Absagen. Neben Volvo, Ford, Mazda und Aston Martin fehlen auch die VW-Konzernmarken Bentley und Lamborghini. Chinesische Hersteller wie Qoros und Borgward sind ebenfalls nicht vertreten.

So läutet der Autosalon in diesem Jahr möglicherweise nicht nur den Abschied vom Diesel ein, sondern auch den schleichenden Bedeutungsverlust der klassischen europäischen Pkw-Messe. Für das Automobil und seine Hersteller muss das aber kein Krisenzeichen sein. Der Pkw-Weltmarkt dürfte auch in diesem Jahr weiter wachsen und erstmals die Grenze von 80 Millionen übersteigen. Halt nur nicht mehr in Europa und auch nicht mehr mit dem Diesel.

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