Mithilfe der Anwendung "FastTrackAI" der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) sollen die Versicherungen und Sachverständige bei der Schadenserfassung im Kfz-Bereich unterstützt werden. Der Kern der Anwendung ist die Software "DAT7XM", welche zur automatischen Bilderkennung dient. Die Basis für die komplexen Berechnungen liefern Bilder, die ganz einfach mit dem Smartphone gemacht und in die Anwendung hochgeladen werden können. Nach wenigen Minuten liefert Fast Track AI eine detaillierte Kalkulation der Reparaturkosten auf Basis der Original-Herstellerdaten aus der Datenbank namens Silver DAT. Voraussetzung für die Kalkulation ist die genaue Fahrzeugidentifizierung auf Basis der eigenen VIN.
"Da sich bei ein und denselben Fahrzeugtypen die verbauten Teile je nach Ausstattungsvariante erheblich unterscheiden können, spielt die Fahrzeugerkennung für die Kostenkalkulation eine enorm wichtige Rolle", sagt Helmut Eifert, Mitglied der DAT-Geschäftsführung, im Rahmen der Online-Präsentation des neuen Programms.
Diese tagesaktuelle Kalkulation der Reparaturkosten sei als USP des DAT-Produktes zu verstehen, machte Eifert deutlich:"Dies unterscheidet unser Produkt von vielen Start-ups, die ebenfalls Bilderkennung im Schadenbereich anbieten." Viele Konkurrenzsysteme kalkulierten nämlich auf Basis historischer Rechnungen und seien daher nicht aktuell und folglich bei der Kalkulation deutlich weniger treffsicher.
Bauteilerkennung als Faktor
Eine valide Kostenkalkulation sei nur dann möglich, wenn die relevanten Bauteile auch zuverlässig von der Software erkannt werden. Hier ist man aktuell schon in der Lage, verschiedene Ausstattungsvarianten zu berücksichtigen, indem man auf die umfangreiche DAT-Fahrzeugdatenbank zugreift.
Zudem würden durch die Software, neben der detaillierten Beschreibung der Schäden, auch unterschiedliche Reparaturwege wie Smart Repair oder verschiedene Lackierarbeiten in der Kostenkalkulation berücksichtigt. Um die Genauigkeit der Kostenkalkulation weiter zu verbessern, sollen künftig auch Telematikdaten in die Berechnung mit einfließen, beispielsweise die Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs beim Aufprall.
Pilotprojekte laufen bereits
Erste Pilotprojekte, bei denen das System zum Einsatz kommt, laufen bereits. Auf Seiten der DAT rechnet man bis Ende des Jahres mit der Marktreife des Systems. In diesem Zusammenhang betont Eifert nochmals, dass man den technischen Sachverstand keinesfalls ersetzen wolle, sondern plane, diesen zu ergänzen und Prozesse zu beschleunigen. Den Sachverständigen ersetzen könne das System allein schon deshalb nicht, da viele Schäden vor allem den Blick unter die Außenhaut erfordern, um dort festzustellen, ob darunterliegende Bauteile betroffen sind, so die nachvollziehbare Begründung.
Zielgruppen: Flotten & Händler
Aufgrund der häufig verwendeten elastisch verformbaren Karosserieteile seien Schäden durch eine reine Bildanalyse gar nicht zu erkennen. Die Zielgruppen für die neue Hilfe im Schadenmanagement sind der Handel, Mobilitätsanbieter, Vermieter, Flottenbetreiber und Versicherungen. Auch im Gebrauchtwagenmarkt sieht man bei der DAT großes Potenzial für die Software, da man damit die Möglichkeit habe, den Prozess der Schadenserfassung signifikant zu beschleunigen, und so die Schnellerfassung des Zustands des Gebrauchtwagens signifikant beschleunigen könne.
Folgendes wurde während der Präsentation deutlich: Die Software "DAT7XM" umfasst heute schon mehr als 140 Millionen Bauteile. Da es sich um ein selbstlernendes System handelt, werde die Anwendung mit der Anzahl an bearbeiteten Schäden immer präziser.
- Ausgabe 06/2022 S.11 (79.4 KB, PDF)