Zertifizierte Nachhaltigkeit im Werkstattgeschäft

Herr Thoma, bevor wir auf das ATU-Recyclingkonzept eingehen: Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Thema Nachhaltigkeit im Fuhrpark entwickelt?

In den vergangenen Jahren haben Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen signifikant an Bedeutung gewonnen. Nicht nur Politik und Gesetzgeber fordern eine deutliche Senkung von CO2-Emissionen. Auch innerhalb von Geschäftsbeziehungen wächst der „Nachhaltigkeitsdruck“. In Zeiten von ESG wird es immer wichtiger, soziales Engagement zu zeigen, ein ökologisches Image aufzubauen und sich als zukunftsorientierter Wirtschaftspartner zu positionieren. Diese Zielsetzungen wirken sich natürlich auch auf den Arbeitsalltag von Fuhrparkmanagern aus. Schließlich ist die eigene Flotte eine zentrale Komponente der CO2-Bilanz. Fuhrparkbetreiber müssen dementsprechend Maßnahmen ergreifen, um die Fahrzeugnutzung und -verwaltung ressourcenschonender zu gestalten und Kohlenstoffdioxid-Emissionen gezielt zu reduzieren. In diesem Zusammenhang ist für sie auch die Kooperation mit umweltbewussten Geschäftspartnern von großer Bedeutung. Vor allem Werkstätten und Serviceanbieter spielen für Fuhrparks eine entscheidende Rolle.

Wie wirken sich diese Anforderungen auf das Nachhaltigkeitsbestreben von ATU Flottenlösungen aus?

Um unserer ökologischen Verantwortung als B2B-Dienstleister gerecht zu werden, ist es unser Ansatz, stets Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu sein. Zum einen meine ich damit unsere tiefgreifende Kompetenz im Bereich Elektromobilität. Mit unserer Marktexpertise, hochmodernem Werkstattequipment und ausgebildetem Fachpersonal begleiten wir Unternehmen schon seit vielen Jahren bei der Elektrifizierung ihrer Fuhrparks und leisten somit einen aktiven Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Doch damit nicht genug: Als Servicepartner für Flottenfahrzeuge haben wir es in der Werkstatt ständig mit Materialien zu tun, die entsorgt, weiterverarbeitet oder recycelt werden müssen. Neben Wertstoffen wie Stahl, Kupfer, Leicht- und Edelmetallen enthalten Autos nämlich auch umweltschädliche Komponenten wie Öle, Bremsflüssigkeiten, FCKW und Blei oder gefährliche Bauteile. Deshalb haben wir bereits vor über 20 Jahren die Entscheidung getroffen, ein durchgängiges Entsorgungs- und Nachhaltigkeitskonzept zu realisieren.

Wie sieht dieses Nachhaltigkeitskonzept aus?

Wir haben bereits im Jahr 2000 ein eigenes Recyclingunternehmen, die ESTATO Umweltservice GmbH, gegründet. Zuerst ging die Anlage am Hauptsitz in Weiden in Betrieb, drei Jahre später folgte ein weiteres Recyclingzentrum in Werl bei Dortmund. Unsere Tochtergesellschaft deckt heute fast die komplette Werkstattentsorgung von ATU ab – und wir sprechen hier von rund 530 Standorten. Etwa 95 Prozent der Altmaterialien aus den ATU Filialen werden bei der ESTATO zentral gesammelt und fachgerecht verwertet. Dazu zählen Altreifen, Autobatterien und Ölfilter genauso wie Altmetalle, Kühl- und Bremsflüssigkeiten sowie Verpackungsmaterialien, beispielsweise Papier und Kartonagen. Inzwischen ist die ESTATO als einer der führenden Anbieter von hochwertigen Gummigranulaten etabliert und die dafür notwendige Reifenrecyclinganlage gehört zu den größten in Europa. Man kann also sagen: Wir sind Spezialisten bei der Wertstoffaufbereitung und Abfallentsorgung.

Können Sie konkrete Zahlen nennen, wie viel Material bei der ESTATO anfällt?

Ja sicher, die Dimensionen sind gigantisch. Über 7 Millionen recycelte Altreifen fallen jährlich bei uns an. Darüber hinaus mehr als 6.000 Tonnen Altbatterien, über 3 Millionen Liter Altöl sowie rund 10.000 Tonnen Altmetall. Um diese Zahlen etwas anschaulicher zu machen, kann man es auch so ausdrücken: Wir recyceln jedes Jahr Altmetall in der Größe des Eifelturms und verwerten im gleichen Zeitraum ein großes Schwimmbecken voller Altöl.

Ein Blick in die Zukunft: Wie werden Sie sich in den nächsten Jahren als B2B-Partner für Fuhrparks in puncto Nachhaltigkeit aufstellen?

Der Nachhaltigkeitsgedanke wird auch künftig fester Bestandteil unseres Wertesystems sein und unser strategisches Handeln im Flottengeschäft entscheidend prägen. In der Praxis bedeutet dies für uns: Wir möchten Fuhrparkprozesse noch stärker digitalisieren und papierlos gestalten, mehr erneuerbare Energiequellen nutzen, Abfälle so gut es geht vermeiden, Wertstoffe recyceln und den Einsatz von Ressourcen minimieren. Ein wichtiger Begriff ist hier Circular Economy. Schon heute findet beispielsweise das Gummigranulat – ein Rohstoff, den die ESTATO beim Recyclingverfahren von Altreifen gewinnt – wieder einen neuen Verwendungszweck, unter anderem als Bodenbelag auf Spielplätzen. Durch den Ausbau solcher kreislaufwirtschaftlichen Prozesse und durch die gezielte Senkung von Emissionen möchten wir auch in Zukunft einen maßgeblichen Teil zum Umweltschutz beitragen. So ist es unser Ziel, bis zum Jahr 2030 die CO2-Emissionen von ATU um 55 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren.